Werbung

Zinsen sind kein Grundrecht

Simon Poelchau über Paul Kirchhofs Kritik an der EZB-Zinspolitik

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn Konservative und Neoliberale sich um die Belange der einfachen Bevölkerung sorgen, dann sollte man hellhörig werden. Das Gutachten des ehemaligen Verfassungsrichters Paul Kirchhof über die angebliche Verfassungswidrigkeit der Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) ist da ein gutes Beispiel. Das Sparen dürfe nicht als Anlageform für die Bevölkerung mit kleinem Vermögen benachteiligt werden, behauptet der Jurist da quasi. Kirchhof bedient in seinem Gutachten nicht nur euroskeptische Ressentiments, die vor acht Jahren ausschlaggebend für die Gründung der AfD waren. Er zumindest suggeriert damit, dass es so etwas wie ein im Grundgesetz garantiertes Recht auf Zinsen gebe, dass es zum naturmäßigen Privileg des Eigentums gehöre, dass es sich automatisch vermehre.

Folglich ist Kirchhofs Kritik an der EZB einfach nur absurd, letztlich als euroskeptische Propaganda entlarvt sie sich, wenn man bedenkt, dass es bereits in Zeiten der Bundesbank regelmäßig De-facto-Negativzinsen gab, nämlich als das Zinsniveau unter der Inflationsrate lag.

Der lange Weg zur EZB - Vor 500 Jahren auf dem Reichstag zu Worms wurden die Grundlagen der heutigen EU-Geldpolitik gelegt.

Nicht nur solche Fakten verschweigen Konservative gerne. Sie hören auch nicht gerne, dass es dem ärmsten Fünftel recht egal sein kann, wie hoch die Zinsen sind, weil es gar nichts auf dem Sparbuch hat.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.