Deutschland auf Öffnungskurs
Umfrage im Gastgewerbe: Lockerungen der Corona-Beschränkungen bringen kaum Entspannung
Berlin. Angesichts anhaltend niedriger Infektionsraten und Fortschritten bei der Impfkampagne mehren sich die Forderungen nach baldiger Aufhebung der Corona-Beschränkungen. Sobald allen Bürgern ein Angebot gemacht wurde, könne über weitere Lockerungen für vollständig Geimpfte gesprochen werden, sagte Unionsfraktionsvize Thorsten Frei (CDU) der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Wer selbst geschützt sei und für andere keine Gefahr mehr darstelle, »muss so weit wie möglich von Einschränkungen befreit werden«, sagte Frei. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hält das Ende der Beschränkungen wegen der Fortschritte beim Impfen für geboten. »Wenn alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot haben, gibt es rechtlich und politisch keine Rechtfertigung mehr für irgendeine Einschränkung«. Das sei »im Laufe des August« zu erwarten.
Unterdessen vertrat Weltärztebund-Präsident Frank Ulrich Montgomery die Auffassung, dass die angestrebte Herdenimmunität kurzfristig nicht erreichbar sei. Er sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Dienstag, der Anteil der Geimpften und Genesenen müsste nach neuen Rechenmodellen bei rund 85 Prozent liegen. Er bezog sich auf Aussagen des Robert-Koch-Instituts. »Die zehn Prozent, die sich ums Verrecken nicht impfen lassen wollen, werden ihre Immunität erreichen, indem sie eine Erkrankung durchmachen.« Das werde dann geschehen, »wenn wir alle Vorsichtsmaßnahmen fallen lassen«. Die Impfskeptiker müssten überzeugt werden. »Ich glaube aber nicht, dass wir auf die Maske komplett verzichten können.«
Hotels und Restaurants in Deutschland schätzen ihre wirtschaftliche Lage laut einer Umfrage trotz Lockerungen der Corona-Beschränkungen weiter als angespannt ein. Der Umsatzrückgang im Vergleich zu 2019 habe im Juni bei 35,7 Prozent gelegen, hieß es vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga am Dienstag. »Nach insgesamt neun Monaten Lockdown erholen sich die Betriebe nur langsam von den verheerenden Folgen der Pandemie«, sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Unter den 3300 befragten Betrieben gab es jedoch große Unterschiede. Während Clubs und Diskotheken im Juni weiter auf fast 90 Prozent ihrer Erträge aus der Zeit vor der Pandemie verzichten mussten, lagen die Einbußen bei Gastronomen, die vor allem Essen anbieten, bei unter 30 Prozent. Laut der Umfrage rechnen die Betriebe erst in zwölf Monaten wieder mit einem Normalbetrieb wie vor der Krise. Agenturen/nd
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