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Wenn Oligarchen Schach spielen
Wie Russland den Weltverband führt und finanziert
Der Weltcup in Sotschi ist für viele Schachprofis der wichtigste Zahltag. Umgerechnet fast 1,8 Millionen Euro Preisgeld kommen unter 206 Startern und 103 Starterinnen zur Ausschüttung. Weil viele Ligen und andere Wettbewerbe während der Corona-Pandemie ruhen, trifft sich die Weltspitze gerade nahezu komplett in der Stadt am Schwarzen Meer. Vermisst werden nur Jan Nepomnjaschtschi, der sich lieber der Vorbereitung auf seinen WM-Kampf gegen Weltmeister Magnus Carlsen widmet, bei den Frauen fehlen die Weltranglistenerste Hou Yifan und Weltmeisterin Ju Wenjun. Der Weltcup wird im K.o.-Modus ausgetragen. Der Norweger Carlsen ist für die zweite Runde gesetzt. Offiziell beträgt der Preisfonds sogar 2,5 Millionen Dollar. Allerdings behält der Weltverband Fide von jedem Bonus zwanzig Prozent.
Geld aus Russland hält den in Lausanne ansässigen Weltverband am Laufen. Das liegt an der sportpolitischen Bedeutung der Sportart für den Kreml. Nach dem Urteil der WeltAntidoping-Agentur zum russischen Staatsdoping dürfen Weltmeisterschaften bis Ende 2022 nicht in Russland ausgetragen werden - deshalb finden die meisten anderen bedeutenden Schachwettbewerbe aber jetzt dort statt: im April das WM-Kandidatenturnier in Jekaterinburg, jetzt der Weltcup in Sotschi und 2022 die Schacholympiade in Moskau.
Russische Führung
Seit 1995 wird die Fide von Russen geführt, seit 2018 ist Arkadi Dworkowitsch Präsident, der vorher stellvertretender Ministerpräsident Russlands und Organisationschef der Fußball-WM 2018 war. Unter seinem Vorgänger Kirsan Iljumschinow habe die Fide 95 Prozent ihrer Sponsorengelder aus Russland bezogen, schätzt Dworkowitsch. Inzwischen seien es 80 Prozent. Von seinem Ziel, dass sich am Ende seiner ersten Amtszeit 2022 russische und internationale Geldgeber die Waage halten, ist er allerdings noch weit entfernt.
Wenn Weltmeister Carlsen seinen Titel ab 20. November während der Weltausstellung in Dubai gegen den Russen Nepomnjaschtschi verteidigt, sind mit dem Düngemittelhersteller PhosAgro und dem Firewall-Anbieter Kaspersky russische Firmen unter den Hauptsponsoren. Der russische Expo-Pavillon wird wohl im Zeichen der Schach-WM stehen.
Russlands Verband wird auch von Oligarchen unterstützt, Präsident Andrej Filatow ist Milliardär. Beim Weltverband engagieren sich überwiegend dem Kreml nahestehende Firmen wie Gazprom, Rosatom und Aeroflot. Neuester Fide-Partner ist Nornickel, früher als Norilsk Nickel bekannt. Nachdem voriges Jahr Tausende Tonnen Öl aus einem Nornickel-Kraftwerk sibirischen Boden verseucht haben, steht das Bergbauunternehmen unter Druck, Wiedergutmachung zu leisten. Der größte Aktionär und bis vor Kurzem reichste Mann Russlands, Wladimir Potanin, hegt beste Beziehungen zu Staatspräsident Wladimir Putin. Beide setzen sich gern als Sportler in Szene: Bei einem der Prominentenspiele im beliebten Eishockey war 2015 auch der heutige Fide-Chef Dworkowitsch dabei. dpa/nd
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