Plötzlich Hochschullandschaft

Vor 30 Jahren wurden drei Unis in Brandenburg gegründet, alle mit besonderem Profil

  • Louisa Theresa Braun
  • Lesedauer: 3 Min.

Drei Frauen repräsentieren an diesem Tag in Potsdam die Zukunft der brandenburgischen Hochschullandschaft. Mit Julia von Blumenthal hat die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und mit Gesine Grande auch die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) eine weibliche Präsidentin. Barbara Höhle ist Vizepräsidentin der Universität Potsdam. Am Dienstag feierten alle drei Hochschulen ihr 30-jähriges Jubiläum. Nach der Wende hatte Brandenburg die geringste Hochschuldichte in Deutschland, weshalb das Land am 15. Juli 1991 mit Verordnungen über die Errichtung von Universitäten in diesen drei Städten Abhilfe schuf.

»Eigentlich wäre das Anlass für drei große Feiern«, sagt Wissenschaftsstaatssekretär Tobias Dünow (SPD). Aufgrund der Corona-Pandemie beschränkte sich der Festakt auf eine Pressekonferenz in der Potsdamer Staatskanzlei, in der die drei verschiedenen Profile der Universitäten hervorgehoben wurden.

Die BTU Cottbus gilt als Strukturwandel-Uni und Innovationsmotor in der Lausitz mit Schwerpunkt auf MINT-Fächern, den Bereichen Energiewende, Klima und Globalisierung. »Als Universität abseits der Metropole müssen wir viel um Studierende kämpfen. Ich sitze nicht zufällig hier am Rand«, sagt Gesine Grande von ihrem Platz am Tischende aus. Die BTU werde nie zu den größten, aber vermutlich zu den dynamischsten Wissenschaftsstandorten gehören. Nach dem Vorbild des Wissenschaftscampus Berlin-Adlershof soll in Cottbus der Lausitz Science Park entstehen. »Wir sind in Brandenburg ja oft eher klein, aber aus unserer Sicht kann das eine große Chance sein«, sagt Grande. Die 160 Professor*innen, die die BTU perspektivisch habe, könnten sich zum Beispiel alle gegenseitig kennenlernen.

Julia von Blumenthal sitzt zwar am anderen Ende des Tisches, aber »wir verstehen uns nicht als Peripherie, sondern als Mitte Europas«, erklärt sie selbstbewusst. An der Grenze zu Polen pflege die Viadrina enge Partnerschaften mit den Universitäten in Poznań und Szczecin sowie in die Ukraine, die selbst den politischen Wirren standhielten. Neu seien digitale Angebote und Stipendien für Studierende aus Belarus, um ihnen eine sichere Studienperspektive zu bieten. Mit mehr als hundert Studierenden aus dem Ausland, etwa einem Viertel der Gesamtstudierendenschaft, gehöre die Viadrina zu den internationalsten in ganz Deutschland. Der mehrsprachige Doppel-Master European Studies, der zum Teil in Strasbourg, Poznań oder Istanbul studiert wird, sei einzigartig. Sehr gefragt seien außerdem interdisziplinäre Studiengänge wie Kulturwissenschaft, Politik und Recht oder Wirtschaft und Recht.

Interdisziplinarität ist auch eine Besonderheit der Potsdamer Universität. Sie stehe im Zentrum zahlreicher außerhochschulischer Forschungseinrichtungen wie dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Aber auch die Lehramtsausbildung gehört zum Profil der Universität der Landeshauptstadt. Weitere Schwerpunkte liegen hier in den Natur-, Geo- und Kognitionswissenschaften sowie in der Biologie. Mit 22.000 Studierenden an sieben Fakultäten ist die Universität Potsdam die größte in ganz Brandenburg. »Leider leben viele in Berlin, was uns ein bisschen traurig macht. Wir wären in der Stadt gern mehr präsent«, sagt Barbara Höhle.

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Für das kommende Wintersemester versprechen alle drei Professorinnen, dass es wieder Präsenzveranstaltungen und möglichst auch Impfaktionen geben soll. Die Potsdamer Uni arbeitet an einem Modell für Wechselunterricht, da die Räumlichkeiten unter Corona-Bedingungen nicht ausreichen würden. Barbara Höhle sieht aber auch die Umstellung auf digitale Formate positiv, da zum Beispiel Vorträge von Gästen aus dem Ausland unkompliziert per Video in Lehrveranstaltungen integriert werden könnten.

Noch immer sei die Hochschuldichte in Brandenburg kleiner als in anderen Bundesländern und im Vergleich investiere das Land am wenigsten in seine Universitäten. Das soll sich ändern, versichert Staatssekretär Tobias Dünow zum Abschluss. In hochschulfernen Regionen sollen zukünftig »Botschaften« der anderen Universitäten entstehen.

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