Gegenwind für die Zapatisten

Mexikanische Behörden verweigern Reisepässe für indigene Aktivisten

  • Luz Kerkeling
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Plan steht: Über 170 Personen von der linksgerichteten zapatistischen Befreiungsbewegung EZLN, dem parteiunabhängigen Indigenen Nationalkongress CNI-CIG und der Gemeindefront zur Verteidigung der Ländereien und der Gewässer haben Europa als Reiseziel fest vor Augen. 30 europäische Länder sollen besucht werden. Es geht den mexikanischen Zapatistas darum, einander kennenzulernen und sich über emanzipatorische Kämpfe für soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit mit Bewegungen in Europa auszutauschen. Sieben Angehörige der EZLN waren bereits als »Vorhut« im Juni in Vigo, Galizien, Nordwest-Spanien eingetroffen.

Ihre Besuche und Treffen in zahlreichen Ländern haben die indigenen Aktivist*innen als »Eine Reise für das Leben« bezeichnet, um auf die aktuell dringendsten Probleme der Menschheit und des Planeten hinzuweisen und basisdemokratisch nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

Später möchten weitere Delegierte der Zapatistas alle weiteren Kontinente besuchen. Ziel ist der Aufbau einer autonomen globalen Organisationsstruktur, die unabhängig von Wirtschaftsunternehmen sowie von Partei- und Regierungsstrukturen ist. Dabei behalten die Zapatistas ihren Vorschlag bei, dass alle Personen, die Ämter übernehmen, für die Basis »gehorchend verwalten« - ein Modell, das in vielen indigenen Gesellschaften der Welt verbreitet und erfolgreich ist und der Rätedemokratie ähnelt, wie sie früher mancherorts in Europa praktiziert wurde.

In Mexiko selbst ist die Situation der größeren Reisegruppe der EZLN höchst problematisch. Die Zapatistas prangern den Rassismus seitens der Regierungsbehörden in Mexiko an. Vielen Zapatistas und weiteren indigenen Aktivist*innen werden Reisepässe verweigert, wie Subcomandante Moisés von der EZLN kürzlich erläuterte: »Von den 177 Delegierten haben 62 von uns Frauen und Männern noch keinen Reisepass. Das Außenministerium versteift sich in der ›Ungebührlichkeit‹, die wir repräsentieren. Obzwar wir Identitäts- und Herkunftsnachweise erbrachten, fahren sie fort, mehr und mehr zusätzliche Papiere zu verlangen. Es fehlt nur noch, die Regierungen der zentralamerikanischen Staaten zu bitten, sie sollten bestätigen, dass wir nicht ihre Staatsbürger*innen sind.«

Das ambitionierte Ziel der Reise für mehr Menschenrechte und Umweltschutz findet innerhalb der sozial und ökologisch engagierten Bewegung in Europa eine immense Unterstützung. Zahlreiche linke Gruppen mit teils sehr junger, aber auch älterer Altersstruktur laden die Zapatistas ein, da ihre Analysen und ihre Praxis noch immer sehr inspirierend für viele Menschen sind.

Es gibt jedoch weiter Besorgnis wegen der Einreise der größeren EZLN-Delegation nach Frankreich. Die mit den Zapatistas solidarischen Bewegungen fordern die freie Einreisemöglichkeit für die Delegation. Dutzende Kundgebungen fanden am Dienstag in vielen europäischen Ländern statt. Die europäische Koordination der zapatistischen Rundreise wandte sich an die französischen Behörden: »Wir schreiben Ihnen, weil wir von Ihnen die Bestätigung haben möchten, dass die französische Regierung sich diesem Kampf für das Leben nicht entgegenstellen wird. Dass es keine Hindernisse oder Grenzen geben wird, die das Land der Geschwisterlichkeit, Freiheit und Gleichheit daran hindern, die Brücke der Ankunft dieser historischen Delegation zu sein, die zum ersten Mal die Stimme der indigenen Bevölkerungsgruppen in den Vordergrund unserer Straßen, Theater, Universitäten und Herzen stellen wird. Unterstützen Sie uns deshalb mit den mehr als 4000 Solidaritätsorganisationen aus aller Welt, die das Kommuniqué ›Eine Erklärung für das Leben‹ unterzeichnet haben, und diejenigen, die sich diesem Brief anschließen und ihn unterschreiben.«

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