Immobilien werden immer teurer
In Brandenburg steigen die Preise nicht nur im Berliner Umland
Sieben Häuser in Kleinmachnow werden bei einem bekannten Immobilienportal zum Kauf angeboten. Die teuerste Offerte ist eine Villa für 2,4 Millionen Euro, die günstigste ein relativ bescheidenes altes Eigenheim mit 110 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 470 Quadratmeter großen Grundstück. Dafür sollen 895 000 Euro hingeblättert werden.
Diese Stichprobe deckt sich mit dem Grundstücksmarktbericht für das Land Brandenburg, den der Obere Gutachterausschuss für Grundstückswerte am Freitag vorstellte. Demnach sind im vergangenen Jahr die Kaufpreise für Einfamilienhäuser im südwestlichen Berliner Umland am höchsten gewesen. Im Durchschnitt waren dort 500 000 bis 600 000 Euro zu berappen, stellenweise sogar mehr als 700 000 Euro. In Kleinmachnow belief sich der Durchschnittspreis auf stolze 922 000 Euro.
Zum Vergleich: In Wittenberge in der Prignitz waren es nur 130 000 Euro, in Schlieben in Elbe-Elster 55 000 Euro. Für ganz Brandenburg lag der Durchschnittspreis bei 311 000 Euro, wobei im Berliner Umland 455 000 Euro zu zahlen waren, außerhalb der 30-Kilometer-Zone rund um die Hauptstadt 192 000 Euro. Insgesamt sind Eigenheime in Brandenburg binnen eines Jahres 13 Prozent teurer geworden. Dass die Coronakrise die Entwicklung gedämpft hätte, ist nicht erkennbar.
Baugrundstücke, Häuser und Eigentumswohnungen sind allerdings nicht nur im Berliner Umland teurer geworden. Das wäre nichts besonderes. In den Speckgürteln von München oder Hamburg steigen die Preise genauso. Verglichen mit solchen Metropolen sind die Kosten in der Hauptstadtregion sogar noch überschaubar. Die Preise steigen nun aber auch anderswo in Brandenburg. Die Schere geht außerdem nicht mehr weiter auseinander. Gegenüber 2019 blieben etwa Baugrundstücke im Berliner Speckgürtel 2020 vier Mal so teuer wie im übrigen Brandenburg.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass Familien auf der Suche nach einem Eigenheim immer mehr in Städte und Gemeinden in der zweiten und dritten Reihe ausweichen, weil sie die in Berlin und im direkten Umland verlangten Summen nicht zahlen können oder wollen. Wenn es eine gute Bahnverbindung und schnelles Internet gibt, ziehen sie lieber weiter raus aufs Land.
Ähnlich motiviert ist sicher, dass verstärkt Doppelhaushälften und Reihenhäuser erworben werden, die mit durchschnittlich 249 000 Euro günstiger zu haben sind als Einfamilienhäuser, die 62 000 Euro mehr kosten. »Früher galt, dass der Märker um sein Haus herumlaufen können will«, erklärt Jürgen Kuse, langjähriger Vorsitzender des Oberen Gutachterausschusses. Angesichts der Kosten verabschieden sich nun offenbar viele von diesem Wunsch. Auch dass der Gesamtumsatz beim Verkauf von Immobilien 2020 in Berlin um 15 Prozent auf 18,2 Milliarden Euro sank, während er in Brandenburg um 14 Prozent auf acht Milliarden Euro stieg, ist ein Indiz dafür, dass es in Berlin eng wird und sich das Geschäft immer weiter raus aufs Land verschiebt. »Seit 2011 geht es nur noch nach oben«, sagt Kuse zu den Umsätzen in Brandenburg. »2019 hatten wir ein Rekordjahr und 2020 wieder.«
Auffällig ist für Kuse die gestiegene Nachfrage im Umfeld des Flughafens BER. Allein in Schönefeld wurden von der Immobilienbranche fast 400 Millionen Euro eingestrichen. Auch ein gewisser Tesla-Effekt durch die im Bau befindliche Elektroautofabrik im nahen Grünheide ist zu vermuten.
In Brandenburg steigen die Umsätze und die Preise, weil bei weiterhin hoher Nachfrage weniger Bauland im Angebot ist. Die Preise für Ackerland und Wälder haben sich indessen erstmals seit Jahren nicht erhöht, was Brandenburgs Innenstaatssekretär Uwe Schüler »erfreulich« nennt. »Lediglich die Preise für Grünland sind gestiegen«, sagt er. »Ob damit jedoch eine Trendwende eingeläutet wird, bleibt abzuwarten.« Jürgen Kuse ergänzt: »Die Landwirte haben zwei Jahre mit Dürre und schlechten Ernten hinter sich. Die Liquidität der Betriebe hat sicher gelitten.« Das heißt: Den Bauern fehlt momentan das Geld, Land zu erwerben.
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