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Faltenfreier Wahlkampf
Grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock enthüllt erstes Großplakat
Ihre bundesweite Wahlkampftour starten die Grünen erst am 9. August. Doch der Landesverband Brandenburg legt vor und eröffnet seine Kampagne mit Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock bereits am Montag um 10.30 Uhr auf dem Goetheplatz in Michendorf. Es ist ein komplett mit Gras bedeckter und etlichen Kiefern bestandener Platz, ein Mittelding zwischen Grünanlage und Waldstück, schön grün, aber auch von Trockenheit gezeichnet, worauf Baerbock beim Stichwort Klimawandel hinweist. Hier enthüllt die Kandidatin ein Großflächenplakat, das sie selbst zeigt - lachend mit ihrem Parteifreund Robert Habeck. »Bereit, weil Ihr es seid«, steht darauf geschrieben.
Doch ist Deutschland bereit für eine grüne Kanzlerin? Laut Prognose der Forschungsgruppe Wahlen können die Grünen im Moment mit 20 Prozent der Stimmen rechnen. Damit liegen sie weiterhin zehn Prozent hinter der Union zurück. Wie sie den Rückstand aufholen wollen? »Mit voller Leidenschaft«, sagt Baerbock. »Im Wahlkampf geht es immer auf und ab.«
Sie soll ihren Lebenslauf geschönt und für ihr Buch »Jetzt, wie wir unser Land verändern« bei anderen abgeschrieben haben. Als wäre das nicht Bürde genug, verwendete Annalena Baerbock nun auch noch das N-Wort. Um den alltäglichen Rassismus zu illustrieren, erzählte sie in einem aufgezeichneten Gespräch von einem Arbeitsblatt für den Schulunterricht, »wo das Wort Neger drin vorkam«. Bei der Veröffentlichung des Videos wurde das N-Wort mit einem Piepton überblendet.
»Ja, ich habe Fehler gemacht«, gibt Baerbock am Montag zu. Aber sie wolle daraus lernen. In den vergangenen Wochen wirkte sie bei Interviews oft fahrig, jetzt in Michendorf ist sie nicht mehr so verunsichert. Nachdem sie die Kunststoffplane wegzieht, die das Großflächenplakat verhüllte, kontrolliert sie trotzdem erst einmal, ob das mit Kleister aufgeklebte Papier nur ja keine unschönen Falten wirft. Viel Falsches sagen kann sie bei dem Termin nicht. Denn die Grünen lassen nach einem kurzen Statement der Kandidatin nur wenige Nachfragen von Journalisten zu. Die 40-Jährige nutzt die paar Minuten, um ihre Kernbotschaft zu platzieren, die Bundestagswahl am 26. September sei eine »Richtungswahl«. Sie betont, wie stark sich die CDU und die Grünen angeblich unterscheiden, obwohl doch eine Koalition dieser beiden Parteien immer wahrscheinlicher wird. Es gehe darum, das Klima, die Freiheit und die Menschen zu schützen, erklärt Baerbock.
Sie selbst genießt inzwischen Personenschutz und ein Polizist kümmert sich am Goetheplatz um die Sicherheit ihrer etwa 25 Parteifreunde, die neben zahlreichen Journalisten erschienen sind und von denen einige auf der Bordsteinkante stehen. Der Beamte bedeutet Autofahrern mit Gesten, das Tempo zu drosseln und sehr vorsichtig vorbeizufahren. Baerbock wird im Wahlkampf viel im Bundesgebiet unterwegs sein, wie sie sagt, aber immer auch wieder nach Potsdam und in die Umgebung kommen, wo sie zu Hause ist und als Direktkandidatin im Wahlkreis 61 gegen Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) antritt. Ihren Brandenburger Wahlkampfauftakt absolviert Baerbock gewissermaßen unter seinen Augen. Denn hinter der Großfläche der Grünen hängt an einer Laterne ein kleines Plakat mit seinem Konterfei. Mit Mitbewerberin Linda Teuteberg (FDP) ist bereits seit Sonntag die gesamte Peter-Huchel-Chaussee vor und hinter dem Goetheplatz zugepflastert, obwohl Wahlplakate offiziell erst seit Mitternacht angebracht werden durften.
Die Grünen haben sich in Brandenburg allein 488 Großflächen für ihre Wahlwerbung gesichert. »Wir wollen unser historisch bestes Ergebnis erreichen«, kündigt die Landesvorsitzende Julia Schmidt an. Erstmals möchte der Landesverband drei Bundestagsmandate erringen. In den vergangenen 30 Jahren hatte es am Ende immer nur für ein Mandat gereicht. Aber der Landesverband ist seit der Bundestagswahl vor vier Jahren stark gewachsen, zählt nun nicht mehr 1100 Mitglieder, sondern mehr als 2500.
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