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Respekt darf keine Floskel sein

Für Ulrike Wagener sollten rassistische Äußerungen bei Olympia Konsequenzen haben

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist eine absurde Situation: Die Olympischen Spielen geben sich als Motto Respekt, Fairplay und Toleranz. Doch Gesten des Respekts, wie zum Beispiel die geballte Faust bei der Siegerehrung als Zeichen gegen Rassismus, werden als Propaganda gewertet - und verboten.

Nun gab es zwar keinen regelwidrigen Protest bei den Spielen, aber eine auf Video festgehaltene rassistische Äußerung eines Funktionärs beim Einzelzeitfahren der Männer, das der Slowene Primož Roglič gewonnen hat: Der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Patrick Moster, läuft mit Deutschlandtrikot und heruntergezogener Maske neben Radsportler Nikias Arndt her und ruft ihm zu: »Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber, komm!« Vor Arndt fuhren zu dem Zeitpunkt Azzedine Lagab aus Algerien und Amanuel Ghebreigzabhier aus Eritrea.

Wäre das IOC konsequent, würde es Moster seine Akkreditierung entziehen. Denn er verstößt damit gegen jenen Abschnitt des olympischen Eids, der in diesem Jahr zum ersten Mal geschworen wurde: für einen Sport »ohne jegliche Form von Diskriminierung«.

Es ist gut, dass sich der so »angefeuerte« Arndt, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der BDR direkt kritisch äußerten. Fragwürdig ist, dass sein Verband erst nach den Spielen mit Moster sprechen und bei einer Entscheidung auch den »besonderen Stress« berücksichtigen will, dem sein Team ausgesetzt gewesen sei. Das deutet bereits darauf hin, dass man es so eng nicht nehmen will. Und auch der DOSB ist schon jetzt überzeugt, dass es Moster »unendlich leid«-tue. Natürlich tut es das, sein Job und seine Machtposition sind in Gefahr.

Seine Entschuldigung folgt den üblichen Mustern: Er habe sich »im Eifer des Gefechts« in der Wortwahl vergriffen. Er selbst habe Bekannte mit nordafrikanischen Wurzeln. Er sei »in keinster Weise gegen ausländische Mitkonkurrenten in rassistischer Absicht oder Ähnlichem unterwegs«.

Damit sollte er nicht davonkommen. Wer »in keinster Weise« rassistisch unterwegs ist, würdigt einen sportlichen Gegner nicht rassistisch herab. Auch nicht, wenn er im Stress ist.

Sportlicher Wettkampf ist anfällig für rassistisches Gedankengut: Von der Frage, wer sportlich besser ist, ist es nicht weit zu der Frage, welche Nation an sich »besser« ist. Gerade deshalb sollte rassistisches Verhalten von Fans, Athlet*innen und Funktionär*innen sofort benannt werden. Es muss aber auch Konsequenzen haben, sonst bleibt die Ermahnung zum Respekt eine reine Floskel.

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