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Castillo vereidigt
Perus neuer Präsident will sich vor allem gegen Korruption und Armut einsetzen
Lima. Der Linkspolitiker Pedro Castillo hat sein Amt als neuer Präsident Perus angetreten. Der 51-Jährige legte am Mittwoch (Ortszeit) vor dem Kongress seinen Amtseid ab. »Wir sind die Regierung des Volkes«, sagte Castillo in seiner ersten Ansprache als Präsident. »Peru wird das erste Mal von einem Bauern regiert.«
Castillo, der als Dorflehrer gearbeitet hat, versprach, die Korruption auszurotten, eine gerechtere Verteilung des Reichtums in dem Andenstaat und eine monatliche Unterstützung für bedürftige Familien. »Wir wollen ein Land aufbauen, das wohlhabender und gerechter ist«, sagte er. Wie bereits im Wahlkampf trug Castillo während seiner Antrittsrede den traditionellen Strohhut seiner Heimatregion Chota.
Der Politiker der Linkspartei Perú Libre versprach ein Ende des neoliberalen Wirtschaftsmodells und kündigte ein ehrgeiziges Sozialprogramm an. Castillo will sämtliche transnationalen Verträge im Bergbau neu verhandeln und den Staat mit 80 Prozent an den Einnahmen beteiligen. Mit dem Geld sollen das marode Gesundheitssystem saniert und die Bildung verbessert werden. Zugleich will Castillo eine Million Arbeitsplätze schaffen und die Löhne anheben. »Wir werden niemanden im Stich lassen«, verkündete er. Bis Ende des Jahres sollten zudem 70 Prozent der Peruaner gegen Corona geimpft sein. Peru leidet sehr unter der Pandemie mit steigenden Infektionszahlen.
Castillo wuchs in einer kleinbäuerlichen Familie in der Bergregion Cajamarca auf und arbeitete dort jahrelang als Lehrer. Als Anführer eines Lehrerstreiks 2017 erlangte er nationale Bekanntheit. Anders als die bisherigen peruanischen Präsidenten hat Castillo keinerlei Verbindungen zur politischen und wirtschaftlichen Elite des Landes.
Castillo vertritt jedoch auch konservative Positionen. So positionierte er sich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und gegen die Legalisierung von Abtreibungen. Seine Partei gehört zu den wenigen Parteien in Peru, die Venezuelas Ex-Machthaber Hugo Chávez verehren und den autoritären Regierungsstil seines Nachfolgers Nicolás Maduro verteidigen.
Mehr als sechs Wochen dauerte die Hängepartei, ehe die Wahlbehörde Castillo zum Sieger der Stichwahl um das Präsidentenamt ernannt hatte. Er lag mit einer knappen Mehrheit von rund 44.000 Stimmen vor der Konservativen Keiko Fujimori. Die Tochter des ehemaligen autoritär regierenden Präsidenten Alberto Fujimori hatte Wahlbetrug angeprangert und versucht, das Wahlergebnis gerichtlich anzufechten. epd/nd
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