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Kleinster gemeinsamer Speicher
Die Ausstattung der Laptops, die Hamburger Lehrer bekommen sollen, lässt zu wünschen übrig
Es gibt Dinge, die dauern ewig und werden doch noch gut. Und es gibt die gefühlte Ewigkeit, die im Mittelmaß endet. In Hamburg deutet sich die zweite Variante an – zumindest, wenn man sich die geplante Ausstattung aller Lehrer mit Dienstcomputern ansieht.
Bereits im August 2020 hatte die Große Koalition beschlossen, alle Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland mit Dienstcomputern auszustatten. Dafür wurden 500 Millionen Euro bereitgestellt, die aus EU-Mitteln zur Bekämpfung der Corona-Folgen stammten. Bei etwa 820 000 Lehrern an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen wären das rechnerisch rund 600 Euro pro Gerät. Lehrkräfte atmeten damals auf, hatten sie ihren Unterricht da doch bereits seit Jahrzehnten auf ihren Privatgeräten vorbereitet.
»Wir streben ein zeitnahes Verfahren an«, versprach Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Geschehen ist seitdem wenig bis gar nichts. In Hamburg gab es Anfang des Jahres immerhin eine Abfrage an allen Schulen. Die Pädagogen sollten sich entscheiden, ob sie lieber ein iPad von Apple oder ein »Surface Go« von Microsoft haben wollten. Weitere Wahlmöglichkeiten gab es nicht. Die Geräte waren jedoch nicht als Eigentum geplant, sondern als Leihgerät von der Schulbehörde.
An vielen Schulen entschieden sich die Kollegien mehrheitlich für das Gerät von Apple, da die Schulbehörde bereits 23 000 iPads für Schüler bestellt hatte und man somit zumindest irgendwie kompatibel würde arbeiten können. »Dabei war völlig unklar, welches Zubehör dabei sein würde und welche Software auf den Geräten sein sollte«, sagt Franklin S. (sein voller Name ist der Redaktion bekannt), der zugleich Medienbeauftragter seiner Schule ist, gegenüber »nd«. Ein iPad ohne Tastatur erschien ihm wenig sinnvoll. Immerhin sollte man mit einem Dienstrechner als Lehrer zumindest ein Arbeitsblatt tippen können.
Von Seiten der Hamburger Schulbehörde erhielten die Medienbeauftragten jedoch keinerlei Informationen. Auf wiederholte Nachfrage teilte man ihnen lediglich mit, dass es sich um ein iPad mit 32 Gigabyte handeln würde, also um die Minimalversion. Wer in der heutigen Zeit schon einmal mit einem Computer gearbeitet hat, weiß, dass dieser Platz gerade einmal für das Betriebssystem und einige wenige Apps reicht. Doch S. verlor seinen Optimismus noch nicht.
Im Mai erfolgte dann eine erneute Abfrage der Schulbehörde. Die Schulen sollten die Bestellung noch einmal bestätigen – und korrigieren. »Die Behörde hat bei einigen Schulen eine zu hohe Zahl an Bestellungen moniert, die nicht mit ihren Zahlen der Beschäftigten übereinstimmte«, erzählt Franklin S. Danach hat er nichts mehr von der Bestellung gehört. Aus der Zeitung erfuhr er schließlich, dass die Geräte nun zeitnah nach den Sommerferien ausgeliefert werden sollen.
Doch noch immer ist unklar, ob die Geräte mit Zubehör wie Tastatur, Stift und Hülle bereitgestellt werden oder nicht. Ganz zu schweigen von der Software. Wird es irgendeine Art von Office-Anwendung geben? Und muss jede Lehrkraft einen eigenen Apple-Account anlegen? Ebenso sind Haftungsfragen und Support bislang nicht geregelt. Für die Auslieferung bzw. Übergabe an seiner Schule wird Franklin S. trotzdem verantwortlich sein.
Die Planlosigkeit ärgert den Medienbeauftragten: »Hamburg will im Bildungsbereich bundesweit immer an der Spitze stehen. Es mangelt aber häufig an der Konzeption.« Schulsenator Ties Rabe (SPD) sieht dies erwartungsgemäß anders. Gegenüber dem »Hamburger Abendblatt« lobte er die eigene Arbeit: »Ich drücke im Moment die Daumen, dass wir im August, spätestens im September jeder Lehrkraft ein Tablet in die Hand drücken können. Das wäre ein großer Erfolg«.
So droht die Umsetzung der gut gemeinten Initiative der Bundesregierung in der Hansestadt zur Verschwendung von Steuergeldern zu werden. Denn für viele Lehrkräfte wird die Bereitstellung eines Leihgerätes mit Minimalausstattung wenig an ihrem Alltag ändern. Die Arbeitsblätter werden sie wohl weiterhin auf ihren Privatrechnern tippen. Die haben sie ja zum Glück auch noch.
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