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- Lausitzer Strukturwandel
Medizin für das Braunkohlerevier
Empfehlungen einer Expertenkommission für die in Cottbus geplante Universitätsklinik
Ab dem Wintersemester 2026/2027 soll es möglich sein, in Cottbus Medizin zu studieren. Dafür sollen eine Medizinische Fakultät an der Technischen Universität Cottbus geschaffen und das städtische Carl-Thiem-Krankenhaus in eine Universitätsklinik umgewandelt werden. Das empfiehlt eine Expertenkommission unter Leitung von Professor Karl Max Einhäupl, dem ehemaligen Vorstandschef der berühmten Berliner Universitätsklinik Charité.
Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) stellte die Vorschläge der Experten am Dienstag zunächst im rot-schwarz-grünen Kabinett vor und machte sie danach gemeinsam mit Einhäupl und Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) vor der Presse öffentlich.
Der Aufbau einer staatlichen Universitätsmedizin in Cottbus sei neben einem Bahnwerk »das ambitionierteste Projekt für die Lausitz im Rahmen des Kohleausstiegs«, sagte Ministerpräsident Woidke. Er sprach von einem »Stück neuer Identität« für den Landstrich, der sich »von der Kohleregion zur Gesundheitsregion« entwickeln und auch für junge Menschen attraktiv sein werde. »Es ist eines der größten und anspruchsvollsten Projekte der Landesregierung in dieser Legislaturperiode.«
Das Vorhaben soll mit Strukturmitteln finanziert werden, die der Bund den vom Kohleausstieg betroffenen Revieren zukommen lässt. 3,8 Milliarden Euro entfallen dabei auf die brandenburgische Niederlausitz mit ihren Tagebauen und Braunkohlekraftwerken, die bis spätestens 2038 allesamt stillgelegt beziehungsweise abgeschaltet sein sollen.
200 Ärzte pro Jahr sollen in Cottbus ausgebildet werden. Voll ausgebaut – im Jahr 2035 soll es soweit sein –, wird die Universitätsmedizin nach Einschätzung der Expertenkommission rund 1600 Beschäftigte sowie 1200 Studierende zählen und zusätzlich zum bestehenden Thiem-Klinikum etwa 29 000 Quadratmeter Fläche benötigen. Die dafür erforderlichen Bauten sollen so nah wie möglich am Thiem-Klinikum entstehen. Werden die Empfehlungen umgesetzt, sind bis Ende 2038 ungefähr 1,9 Milliarden Euro für Investitionen und Betriebskosten erforderlich. Auf den Landeshaushalt kommen nach Einschätzung von Experten Mehrausgaben in Höhe von 80 bis 90 Millionen Euro für Personal und Betriebskosten zu, wenn der Bund nicht dauerhaft bezahlt. Bis Ende 2022 soll das Konzept der Expertenkommission aber erst einmal konkretisiert werden.
»Ich freue mich, dass die Kommission bereit ist, das Projekt weiter zu begleiten«, sagte Ministerpräsident Woidke. Er glaube an die notwendige Zustimmung der anderen Bundesländer zu diesem Projekt. »Ich gehe davon aus, dass besonders freudig jene Länder zustimmen werden, die einen früheren Kohleausstieg fordern.«
In einem frühen Stadium der Überlegungen hatte Die Linke Bedenken, einen großen Teil der Strukturfondsmittel für die Medizinerausbildung in Cottbus zu verbraten. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) dagegen gefiel die Idee, von der auch sein Land profitieren könnte.
Professor Einhäupl erklärte nun, das vorgesehene Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus werde »eine Lücke in der medizinischen Forschung in Deutschland schließen« und ein »international sichtbarer Leuchtturm für innovative Versorgungskonzepte« sein. Eine ländlich geprägte Region werde so die Chance bekommen, Modelle für die Strukturentwicklung der Medizin zu entwickeln. Einhäupl zufolge sind vor 30 Jahren »viele gute Strukturen der DDR einfach liquidiert worden«, ohne dass man sich darum gekümmert habe, was an deren Stelle treten solle. Dies müsse korrigiert werden.
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