Werbung

Trotziger Ausgeschlossener

Konsequent engagiert: Der linke britische Filmemacher Ken Loach wurde aus der Labour-Partei geworfen

  • Tamara Kamatovic
  • Lesedauer: 2 Min.

Sein Rauswurf sei Teil der »Säuberungen«, die vom derzeitigen Parteichef Keir Starmer ausgehen, erklärte der linke englische Regisseur Ken Loach auf Twitter nach seinem Ausschluss aus der Labour Party. Der Grund: Er verweigere die Distanzierung von zuvor ausgeschlossenen Parteimitgliedern. Diese sind Ergebnis der Machtkämpfe innerhalb von Labour zwischen Starmer und dem ehemaligen Parteivorsitzenden Jeremy Corbyn.

Im Gegensatz zu Starmers Clique, die eine »Hexenjagd« innerhalb der Partei betreibe, behauptet Loach von sich einer weitaus größeren Gruppe innerhalb der Partei anzugehören. Um das zu unterstreichen, griff er den berühmten Kampfruf der englischen Arbeiter*innen: »Wir sind viele — ihr seid wenige« auf.

Loach wurde am 17. Juni 1936 in Nuneaton, Warwickshire geboren. Obwohl seine Eltern der Arbeiterklasse zuzurechnen waren — Mutter Friseurin, Vater Elektriker und Vorarbeiter einer Fabrik — fühlten sie sich ideologisch den konservativen Tories zugehörig. Aber schon 1963 wandelte sich Loachs politische Einstellung, vermutlich auch unter dem Einfluss der Zusammenarbeit mit sozialistischen Drehbuchautoren an der Polizeiserie »Z-Cars«.

Im Laufe der 60er Jahre arbeitete er an Serien und Theaterstücken, die für ihre schonungslose Thematisierung von sozialen Ungerechtigkeiten wie illegale Abtreibung (Up the Junction, 1965) und die Todesstrafe (Three Clear Sundays, 1965) bekannt waren. In dieser Zeit entwickelte sich auch sein charakteristischer neorealistischer Stil und seine Bildsprache, unter anderem durch das Engagement von Laien als Darsteller in Filmen wie Kes (1969).

Loach ist international für sein konsequentes Engagement gegen soziale Missstände bekannt. Unermüdlich kommentierte und kritisierte er aktuell gesellschaftliche Probleme. Sein bislang letztes Werk »Sorry We Missed You« (2019) ist eine Anklage gegen die »Gig Economy«.

Er gewann die Goldene Palme für seinen Film »I, Daniel Blake«, eine Verurteilung von Großbritannien unter den Tories. 2016 forderte Jeremy Corbyn die konservative Politikerin Theresa May dazu auf, sich den Film anzusehen, um sich ein Bild von den Zuständen im Land zu machen. Corbyn charakterisierte Loach bezugnehmend auf seinen Ausschluss auf Twitter als »jemanden, der immer auf der Seite der Unterdrückten steht und unserer Solidarität und Respekt verdient«.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -