The Style Council: »It’s a Very Deep Sea«

  • Frank Jöricke
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war eine Hinrichtung. Eine Treibjagd. Ein Gemetzel. Als wollten sich alle Kritiker rächen, die es Paul Weller nie verziehen, dass er Anfang der 80er The Jam (Beat und Powerpop) gegen The Style Council (Soul und Barpop) eingetauscht hatte.
Vielleicht war es aber auch gar nichts Persönliches. Vielleicht war es nur die richtige Musik zur falschen Zeit. In einer Welt, in der Grunge und Techno am Horizont erkennbar wurden, wollte niemand zurückblicken.

Genau das jedoch tat Paul Weller. Ihm schwebte ein klassisches Popalbum vor. Klassisch ist dabei im engeren Sinn zu verstehen: wie im Konzertsaal, mit Orchester und Chor.
Solche traditionellen Klänge stießen im musikalisch brodelnden Jahr 1988, in dem jeder das Neue herbeisehnte, nicht auf offene Ohren. Wer sich zu Acid House Pillen einwarf und dann bei 130 Beats pro Minute den Dancefloor traktierte, dem stand nicht der Sinn nach konzertanten Klavierläufen und zart gezupften Harfen. Irgendwo verständlich.

Nicht verständlich sind aus heutiger Sicht die zahllosen Verrisse. Über Geschmack lässt sich streiten, über Qualität nicht. Nie wieder sind Paul Weller solche ozeantiefen Melodien, solche wechselweise wogenden und aufbrausenden Arrangements gelungen. Mit über 30 Jahren Abstand können wir es zugeben: Das Album »Confessions Of A Pop Group« ist das am meisten missverstandene Werk der 80er – ein Leuchtturm, der aus einem Meer der Mittelmäßigkeit herausragt . Und »It’s a Very Deep Sea« ist ein Song für die Ewigkeit.

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