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Prignitz künftig besser gegen Hochwasser gewappnet
Landesumweltminiser übergibt ertüchtigte Deiche und Schöpfwerke an der Elbe - Brandenburg gab bislang 171,32 Millionen Euro für Schutzanlagen in der Prignitz aus
Nach drei extrem trockenen Jahren haben die verheerenden Unwetter im Juli in Westdeutschland auch in Brandenburg die Gefahr durch plötzliche Hochwasserereignisse wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt. Und das, obwohl die Landesregierung spätestens seit der Oderflut von 1997 Ausbau und Modernisierung seiner Schutzanlagen vor allen entlang von Elbe und Oder und ihrer Nebengewässer vorantreibt.
Im Fokus stehen in jüngster Zeit vor allem Deichabschnitte, Wehre und Schöpfwerke an Elbe und Stepenitz in der Prignitz im Nordwesten Brandenburgs. Immer wieder machen die Hochwasser der Elbe den an ihren Ufern lebenden und arbeitenden Menschen das Leben schwer - 2002, 2006, 2011. Am schlimmsten traf es die Prignitz zuletzt 2013.
Mit der »Elbstraße Wittenberge« übergab Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Donnerstag eine für den Hochwasserschutz in der Region bedeutende Baumaßnahme. Es handelt sich dabei um die Erhöhung eines kritischen Deichabschnitts und die Ertüchtigung der Elbstraße im Stadtgebiet Wittenberges.
Der Klimawandel zwinge, sich zugleich auf Dürreperioden und auf langanhaltende Hochwasser vorzubereiten und besondere Vorsorge zu treffen, sagte Vogel in Wittenberge. Er erinnerte: »Das Elbe-Hochwasser 2013 erreichte mit 785 Zentimetern hier am Pegel Wittenberge den höchsten jemals registrierten Wert.« Auf den Tag genau vor anderthalb Jahren, am 19. Februar 2020, habe er den Beginn dieses Bauvorhaben besichtigt.
Mobile Schutzwand gegen die Flut
Übergeben wurde auch eine 480 Meter lange und 60 Zentimeter hohe mobile Hochwasserschutzwand. Von einer Firma in Bayern angefertigt, war ihre schneller Aufbau vor anderthalb Wochen bereits erprobt worden. Aktuell liegt der Elbepegel bei 1,90 Meter. Beim Hochwasser im Jahr 2013 hatten Feuerwehrleute, Polizisten, Anwohner und viele freiwillige Helfer die Altstadt von Wittenberge nur durch den Bau eines Notdamms und mit einem massiven Sandsackwall auf 500 Meter Länge vor der Überflutung bewahren können. Erreichte der Pegel damals 7,85 Meter, so ist die Altstadt nun durchgängig bis 7,99 geschützt. Am selben Tag übergab Umweltminister Vogel in Cumlosen (Amt Lenzen-Elbtalaue) das für 4,8 Millionen Euro sanierte Schöpfwerk aus den 1960er Jahren. Die Anlage pumpt das durch den Deich um die Ortschaft sickernde »Drängewasser« ab, das sich in Senken sammelt, und leitet es in die Elbe zurück. Rund 1370 Hektar Nutzfläche profitieren davon. Die Pumpen, die bis zu 4,8 Kubikmeter Wasser pro Sekunde schaffen, wurden ersetzt.
Anfang Juni war der letzte Bauabschnitt für den Hochwasserschutz in der Ortschaft Breese fertiggestellt. Damit waren die seit 2014 laufenden Arbeiten zum Schutz dieses Ortes vor Hochwasser abgeschlossen. In Breese war die gesamte Hochwasserschutzlinie auf 4555 Meter Länge erneuert worden. Sie besteht aus Deichen und kombinierten Hochwasserschutzanlagen mit Landes- und Kreisstraßen auf der Deichkrone. Der Deich ist nun durchgehend auf ein einhundertjährliches Hochwasserereignis der Elbe bemessen. Gleichzeitig wird bei Hochwasser eine mögliche Flutung durch einen Rückstau des Flüsschens Karthane verhindert.
Nach Angaben des Umweltministeriums sind bisher 171,32 Millionen Euro für den Hochwasserschutz an der Elbe in der Prignitz investiert worden. Seit 1996 konnten im Zusammenwirken mit dem Landesamt für Umweltschutz 98,5 Prozent der Hauptdeiche und Hochwasserschutzlinien an der Elbe verstärkt oder erhöht werden. Weitere Investitionen in die Sanierung von Hauptdeichen und Rückstaudeichen an der Karthaneniederung sowie weitere Hochwasserschutzmaßnahmen an der Elbe seien geplant.
Neue Rückhalteflächen entlang der Flüsse
Als Reaktion auf die schweren Hochwasserereignisse an der Elbe hat die Bundesregierung 2014 das Nationalen Hochwasserschutzprogramm beschlossen. In dessen Rahmen hat das Land Brandenburg laut Umweltministerium acht Projekte für die Anlage beziehungsweise Wiederherstellung von Rückhalteflächen entlang von Flüssen angemeldet, die bei Hochwasserlagen große Mengen Wasser aufnehmen können. So seien vier gesteuerte Flutungspolder an Elbe und Oder geplant, so liefen Untersuchungen zu gesteuerten Flutungspoldern in der Karthaneniederung und an der Lenzer Wische an der Elbe, hieß es.
Ab Anfang August unterstützten Kräfte verschiedener Prignitzer Feuerwehren die Menschen im 600 Kilometer entfernten Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz bei der Bewältigung der Flutkatstrophe. Personal und Fahrzeugen kamen aus Wittenberge, Pritzwalk, Perleberg und Groß Pankow.
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