Digedagsplatz in Berlin-Karlshorst eingeweiht

Namensgebung in der Nähe des alten Wohn- und Atelierhauses von Hannes Hegen, Schöpfer der Comicfiguren der ersten »Mosaik«-Ära

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin-Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) steht am Mittwoch auf einer Leiter und hält sich an einem Straßenschild fest. Digedagsplatz heißt nun eine bislang namenlose Fläche an der Gabelung von Waldowallee und Köpenicker Allee im Ortsteil Karlshorst.

Über Berliner Straßenschildern findet sich zuweilen noch ein kleines, angeschraubtes Hinweisschildchen, das in aller Kürze etwas über den Namensgeber einer Straße verrät. Hier nun befindet sich jedoch die Mitteilung: »Siehe Gedenktafel von Hannes Hegen vor dem Haus Waldowallee 15.« Erst kurz zuvor war die Gedenktafel an dem nahe gelegenen ehemaligen Wohn- und Atelierhaus von Hannes Hegen eingeweiht worden.
Der eigenwillige Grafiker Hannes Hegen – mit bürgerlichem Namen hieß er Johannes Eduard Hegenbarth (1925–2014) – hat die in der DDR äußerst beliebten Comicfiguren Dig, Dag und Digedag und die ersten »Mosaik«-Hefte geschaffen. Unzählige Kinder sind mit ihnen groß geworden und haben auch als Erwachsene eine treue Fangemeinde gebildet.

»Mit dem neuen Digedagsplatz erinnern wir an ein Stück DDR-Kultur, das viele Menschen hier im Bezirk mit ihrer Kindheit verbinden«, erklärt Bürgermeister Grunst. »Das vom Grafiker Johannes Hegenbarth erdachte Dreiergespann Dig, Dag und Digedag hat mehrere Generationen begleitet. Er und sein Team machten die Zeitschrift ›Mosaik‹ zur populärsten Kinder- und Jugendzeitschrift der DDR. Als Antwort auf westdeutsche und amerikanische Comics griffen die Bildgeschichten, wie sie von Hannes Hegen genannt wurden, grafische Traditionen wie die ›Neuruppiner Bilderbögen‹ auf und gaben ihnen eine moderne Form.«

Zur Benennung des Platzes kam es im Rahmen des Bürgerhaushalts. Einwohner des Bezirks können dabei Vorschläge machen, wie ein Teil des Bezirksetats verwendet wird. Bürgerinnen und Bürger aus Karlshorst hatten den Digedagsplatz angeregt. Der Bezirksbürgermeister dankt ihnen am Mittwoch für ihr Engagement. Aber damit ist es noch nicht vorbei. »In den kommenden Wochen sind die Bürgerinnen und Bürger Karlshorsts dazu aufgerufen, Vorschläge zur Gestaltung des Platzes zu machen«, sagt Michael Grunst.

Das ab 1955 erscheinende »Mosaik« mit den Digedags war an den Kiosken oft schnell ausverkauft, obwohl es eine Auflage von bis zu 660 000 Stück erreichte. Trotz ihres großen Erfolgs wurde die Zeitschrift mit dem Untertitel »Mosaik von Hannes Hegen« 1975 eingestellt, weil sich Hegen und der Verlag Junge Welt nicht über die künftige Ausrichtung der Hefte einigen konnten, an denen ein Kollektiv aus 15 Zeichnern und Autoren arbeitete, darunter Hegens Ehefrau Edith Szafranski. Texter Lothar Dräger, der von 1957 bis 1990 dabei blieb, starb 2016 in Potsdam.

Bis 1990? Ja. Denn das Ende der Digedags war nicht das Ende des »Mosaiks«. Nach 1975 traten die drei Kobolde Abrax, Brabax und Califax auf den Plan – die Abrafaxe, die ihren Vorgängerfiguren ein bisschen ähnlich sahen und wie diese durch die Zeit reisten und Abenteuer erlebten. Und sie tun es bis heute, denn die Comiczeitschrift »Mosaik« hat die Wende überdauert. Im August 2021 erschien Heft Nummer 549 mit dem Titel »Odyssee in Ozeanien«. Die Abrafaxe eroberten sich im Laufe der Jahrzehnte ihre eigenen treuen Leser. Auch wenn mancher Digedagsfan meinte, dass sie an ihre Vorgänger nicht heranreichen. Was einem nun mehr gefällt, hat oft damit zu tun, wie alt man ist und mit welchem »Mosaik« aufgewachsen.

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