Richtfest für bezahlbares Wohnen

Auf einem ehemaligen Potsdamer Straßenbahndepot entsteht ein nachhaltiges Wohnviertel samt Verwaltungscampus und Grundschule

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 4 Min.

Am Dienstag wurde auf dem ehemaligen Straßenbahndepot an der Heinrich-Mann-Allee Richtfest gefeiert. Dort, wo 2002 noch Wagenhallen standen und bis heute alte Gleise an die Historie erinnern, entstehen derzeit 341 Wohnungen im sozialen Wohnungsbau. Wobei es sich bei den 13 Wohnhäusern nur um den ersten Bauabschnitt des derzeit größten Wohnungsprojektes der ProPotsdam GmbH handelt, des kommunalen Entwicklungsträgers der Landeshauptstadt.

»Es ist nicht nur das größte unserer aktuellen Bauvorhaben, mit der Heinrich-Mann-Allee bauen wir ein nachhaltiges Quartier in zentrumsnaher Lage, das den künftigen Bedürfnissen der Menschen in der Stadt gerecht wird«, erklärte ProPotsdam-Geschäftsführer Bert Nicke. »Klima- und Umweltschutzthemen sind mehr denn je in aller Munde. Zudem schaffen wir bezahlbaren und generationengerechten Wohnraum für Potsdam und sind damit ein wichtiger Partner der Stadt bei der sozialen Wohnraumversorgung«, so der Chef des Unternehmensverbundes.

Begangen wurde das traditionelle Richtfest in Anwesenheit von Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Dabei erinnerte Nicke daran, dass sozialer und nachhaltiger Wohnungsbau nur in enger Partnerschaft mit der Kommune möglich sei, und wenn das Land die notwendigen Rahmenbedingungen dafür schaffe. »An jenen 20 Jahren, die vom Verkauf des Grundstücks über den B-Plan bis hin zur konkreten Umsetzung des Bauvorhabens vergangen sind, sehen wir, dass Stadtentwicklungsprozesse einen sehr langen Atem benötigen.«

Hoher Anteil geförderter Wohnungen

An der Heinrich-Mann-Allee entstehen im ersten Abschnitt auf insgesamt 21 380 Quadratmeter 13 vollunterkellerte Häuser sowie eine Tiefgarage. Mithilfe von Landesfördermitteln werden 257 der 341 Wohnungen für Potsdamer mit geringem und mittlerem Einkommen zur Verfügung stehen. »Die Hälfte der Wohnungen ist für Empfänger eines Wohnberechtigungsscheins vorgesehen, als für 5,50 Euro pro Quadratmeter Nettokaltmiete«, so Bert Nicke. Zudem entstünden 21 rollstuhlgerechte Wohnungen.

Im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung werden die Dächer der Häuser begrünt und mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Jede Wohneinheit erhält drei Fahrradstellplätze. Vergrößerte Aufzüge sorgen für eine Erleichterung beim Fahrrad- und E-Roller-Transport, und mit der Vorrüstung für 20 E-Lade-Säulen wird ein weiterer Schritt in Richtung eines CO2-neutralen Stadtquartiers unternommen.

»Der Wohnungsmarkt ist in Potsdam angespannt«, erklärte Minister Beermann. Hier gelte es, durch soziale Wohnraumförderung und eine Erhöhung des Wohnungsangebotes auch unter Einbeziehung eines Anteils von freifinanzierten Wohnungen gegenzusteuern. »Auf diese Weise entstehen gut durchmischte Quartiere, in denen Menschen mit unterschiedlichen Einkommens- und Vermögensverhältnissen zusammenleben. Das ist eines unserer wichtigen Ziele in der Stadtentwicklungspolitik«, so Beermann.

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert erinnerte an die erst im Mai – mitten in der heißen Phase der Corona-Pandemie – erfolgte Grundsteinlegung. »Die Heinrich-Mann-Allee ist ein Vorzeigeprojekt für die Landeshauptstadt Potsdam, wenn es um die Themen sozialverträgliche Mieten sowie nachhaltige Mobilität geht«, sagte er. »Bei diesem Neubau entstehe nicht nur preisgünstiger Wohnraum, den die Stadt dringend benötige, es werde auch ein Meilenstein für die Klimaschutzziele der Stadt gesetzt.

Die Gesamtkosten für das Neubauvorhaben belaufen sich auf 79,4 Millionen Euro. Davon werden 40,9 Millionen Euro über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert. Der Eigenanteil von ProPotsdam beträgt 15,9 Millionen Euro. Das Land stellt, wie der Infrastrukturminister betont, «ein Wohnungsbaudarlehen über 19,6 Millionen Euro und einen Zuschuss in Höhe von drei Millionen Euro zur Verfügung». 2023 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Potsdams Wohnungsbau in der Klemme

Die Landeshauptstadt hat, wie viele andere Städte im Umfeld von Berlin auch, ein wachsendes Wohnungsproblem. Im Juni veröffentlichten Angaben des Statistischen Landesamtes zufolge war der Wohnungsbau in Potsdam im vergangenen Jahr eingebrochen. Insgesamt wurden nur 897 Wohnungen neu errichtetet oder saniert. Das ist die niedrigste Stand seit 2012, als 640 Wohnungen fertig wurden. Gegenüber 2019 war das ein Rückgang um 45,1 Prozent.

Die ProPotsdam wird am Standort insgesamt 750 Neubauwohnungen bauen. Zudem entsteht im Nuthe-Winkel bis 2028 eine neue Grundschule. Komplettiert wird das Quartier durch einen neuen Verwaltungscampus für 500 Rathausmitarbeiter, den die Stadt an der Heinrich-Heine-Allee integrieren möchte.

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