Haseloff als Ministerpräsident wiedergewählt

Trotz übergroßer Koalition aus CDU, SPD und FDP erhält Reiner Haseloff erst im zweiten Wahlgang die erforderliche Mehrheit

  • Max Zeising
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Landtag von Sachsen-Anhalt hat Reiner Haseloff (CDU) erneut zum Ministerpräsidenten gewählt. Der 67-Jährige bekam am Donnerstag im zweiten Wahlgang die erforderliche Mehrheit. Beim ersten Gang war Haseloff noch durchgefallen.

Haseloff war von CDU, SPD und FDP, die sich zur Bildung einer »Deutschland-Koalition« geeinigt und auch den Koalitionsvertrag bereits unterschrieben hatten, für eine dritte Amtszeit vorgeschlagen worden. Auf der Landtagssitzung am Donnerstag in Magdeburg erhielt der CDU-Politiker im ersten Wahlgang nur 48 Ja-Stimmen; 49 Abgeordnete votierten gegen ihn. Die drei Parteien haben im Landtag zusammen 56 Sitze. Das heißt: Acht Mitglieder der regierungstragenden Fraktionen dürften ihre Zustimmung zu Haseloff verweigert haben.

»Ich bin ehrlich überrascht. Für Haseloff ein Desaster«, kommentierte der Linken-Abgeordnete und Landtagsvizepräsident Wulf Gallert auf Twitter. Olaf Meister von den Grünen vermutet die Abtrünnigen offenbar in den Reihen der CDU-Fraktion, die sich »als größte Oppositionsfraktion« profiliere.

Haseloffs Kurs ist in den eigenen Reihen nicht unumstritten, insbesondere beim Streit um die Erhöhung des Rundfunkbeitrages war in der vergangenen Legislaturperiode eine gewisse Kluft zwischen Regierung und CDU-Fraktion sichtbar geworden. Die Konservativen hatten massiv gegen den von Haseloff bereits unterzeichneten Rundfunkstaatsvertrag opponiert, letztlich war die Erhöhung bereits vor der geplanten Abstimmung gescheitert.

Auch gibt es offenbar unterschiedliche Ansichten beim Umgang mit der rechten AfD. Die ehemaligen stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Lars-Jörn Zimmer und Ulrich Thomas, die auch in dieser Legislaturperiode wieder im Landtag sitzen, hatten mit einer Denkschrift, in der sie »das Soziale mit dem Nationalen« zu versöhnen forderten, eine Debatte über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen beiden Parteien angestoßen. Haseloff selbst hatte sich immer klar von der AfD abgegrenzt.

Nach der Landtagswahl vom 6. Juni hatte die CDU als klare Wahlsiegerin neben der SPD noch die FDP in die Koalition geholt, obwohl es diese für eine Mehrheit nicht gebraucht hätte. Möglicherweise hatte Haseloff geahnt, wie schwierig es für ihn werden würde. Nun kann selbst dieses von den oppositionellen Grünen als »Reserverad-Koalition« geschmähte Bündnis dem 67-Jährigen nicht die nötige Mehrheit beschaffen.

Schon bei seinen beiden vorherigen Wahlen hatte Haseloff Rückschläge erhalten: 2011 stimmten mehrere Abgeordnete aus der Koalition aus CDU und SPD gegen ihn - wegen der damals großen Mehrheit reichte es aber dennoch im ersten Wahlgang. Zu Beginn der schwarz-rot-grünen Koalition 2016 wurde Haseloff hingegen erst im zweiten Wahlgang gewählt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.