- Brandenburg
- Erinnerungsarbeit in der Hauptstadtregion
Rote Beutel mit dem Wort »Ravensbrück« bedruckt
Schüler eines Berliner Oberstufenzentrums für Mediengestaltung engagieren sich in KZ-Gedenkstätte
Rund 300 Baumwollbeutel haben die 13 jungen Leute von der Berliner Ernst-Litfaß-Schule, einem Oberstufenzentrum für Mediengestaltung und -technologie, bereits bei einem fünftägigen Aufenthalt in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück bedruckt. Weitere 400 sind halb fertig, sollen jetzt noch in der Druckwerkstatt des Oberstufenzentrums vollendet und dem Besucherzentrum der Gedenkstätte zur Verfügung gestellt werden.
Davon berichtet jetzt Fachpraxislehrer Ingo Grollmus, der mit seinen Schülern vom 6. bis 10. September in Ravensbrück weilte. Dort hatten sie ihre Druckwerkstatt im ehemaligen Wasserwerk des Konzentrationslagers eingerichtet. Auf den roten Beuteln steht einfach schwarz »Ravensbrück«, wobei das Ü durch ein kleines E im U gebildet wird. Genau so gestaltete der herausragende Grafiker Gert Wunderlich den Einband eines 1960 erschienenen Buches über die 1959 eröffnete Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Ebenfalls 1960 kam ein Band zum KZ Buchenwald heraus und zwei Jahre später ein Band zum KZ Sachsenhausen. Der Künstler, mittlerweile 87 Jahre alt, habe die Verwendung des von ihm entworfenen Schriftzuges für die Beutel großzügig gestattet, freut sich Lehrer Grollmus. Die ersten 15 Stück seien in der vergangenen Woche zum Preis von fünf Euro verkauft worden. Mit dem Erlös könne das pädagogische Projekt weitgehend refinanziert werden.
Bislang achtmal ist Grollmus mit Schülern in Ravensbrück gewesen. In der Regel haben sie dort eigene Grafiken produziert und ausgestellt. Auch vor Jahren haben sie schon einmal Beutel mit sechs verschiedenen Motiven bedruckt, zum Beispiel mit einem geöffneten Vogelkäfig, in dem eine Feder zurückgeblieben ist – eine Anspielung auf die Befreiung vom Faschismus. Je 50 Stück pro Motiv sind seinerzeit entstanden. Eine Mitarbeiterin des Besucherzentrums habe ihn nun gefragt, ob es nicht einmal wieder Taschen geben könnte, weil die damals schnell vergriffen waren. Bevor die Jugendlichen ans Werk gingen, schauten sie sich erst einmal Souvenirs anderer Gedenkstätten an und überlegten, ob so etwas nicht pietätlos sei. In Ravensbrück seien ganz bewusst keine Souvenirs wie Kugelschreiber erhältlich, erläutert Grollmus. »Souvenirs braucht man von der Gedenkstätte nicht.« Es geht stattdessen um Aufklärung und Erinnerung.
Doch die neuen Beutel erfüllen den praktischen Zweck, in der Besucherinformation gekaufte Bücher einzustecken, und sie tragen darüber hinaus den Namen der Gedenkstätte als Bekenntnis zum Antifaschismus hinaus ins Land. Darum hielten die Schüler diese Beutel für ein angemessenes und sinnvolles Projekt. Auf die Rückseite jedes Beutels stempelten sie ihre individuell gestaltete Signatur. »Sie hatten das Gefühl, das Richtige hergestellt zu haben«, erzählt ihr Lehrer. »Teilweise wurde bis spät in die Nacht produziert, und die Druckpresse stand nur dann still, wenn Vera Dehle-Thälmann von der Lagergemeinschaft Ravensbrück und Jeanine Bochat vom Internationalen Ravensbrück-Komitee von ihrer Kindheit erzählten und über ihre Arbeit sprachen, oder während der Diskussionsrunde, in der es darum ging, ob Gedenkstätten-Merchandising eine tolle Idee ist, um den Namen des Ortes in die Welt zu tragen, oder ob es nicht eher pietätlos sei und den Ort entwürdige.«
Vera Dehle-Thälmann ist die Enkelin des im August 1944 von den Faschisten im Konzentrationslager Buchenwald ermordeten KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann. Ernst Thälmanns Frau Rosa und seine Tochter Irma hatten die Nazis 1944 verhaftet und ins KZ Ravensbrück verschleppt. Sie überlebten
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