Dutzende Kinder in Lagern für Angehörige von IS-Kämpfern gestorben

Menschenrechtsorganisation kritisiert fehlendes Interesse westlicher Staaten an den Zuständen in der Flüchtlingslagern

  • Lesedauer: 3 Min.

Beirut. In Lagern für die Familien von gefangenen Kämpfern des Islamischen Staats (IS) im Nordosten Syriens sind im laufenden Jahr laut einer Menschenrechtsorganisation bereits dutzende Kinder gestorben. Wie die Organisation Save the Children am Donnerstag mitteilte, sind in den Flüchtlingslagern von Roj und Al-Hol in diesem Jahr bisher 62 Kinder an Gewalt, Krankheiten und Unfällen gestorben.

Demnach leben insgesamt 40.000 Kinder aus 60 verschiedenen Ländern unter katastrophalen Bedingungen in den Lagern. »Viele der reichsten Länder der Welt haben es versäumt, die meisten ihrer Kinder, die in den beiden Flüchtlingslagern festsitzen, nach Hause zu bringen«, kritisierte die Organisation. Darunter seien auch Kinder von Eltern aus Europa.

Nach Angaben der Organisation gibt es beispielsweise 320 Kinder mit französischen Wurzeln in beiden Lagern. Davon wurden bislang nur 35 nach Frankreich geholt. 60 Kinder haben demnach britische Eltern, aber nur vier wurden nach Großbritannien gebracht.

»Was wir hier sehen, ist, dass die Regierungen die Kinder, die in erster Linie Opfer des Konflikts sind, einfach im Stich lassen«, sagte Sonia Khush, Leiterin der Syrienhilfe von Save the Children. Ihren Angaben zufolge sind 83 Prozent der bisherigen Rückführungen nach Usbekistan, Kosovo, Kasachstan und Russland erfolgt.

In den abgelegenen Lagern, die von den kurdischen Streitkräften verwaltet werden, sind die Familien von Männern untergebracht, die wegen mutmaßlicher Verbindungen zur Dschihadisten-Gruppe Islamischer Staat inhaftiert sind. Die Camps beherbergen jedoch auch viele Familien, die vor der Eroberung ihrer Heimat im Irak und in Syrien durch die Islamisten geflohen sind. Einige von ihnen leben schon seit mehr als vier Jahren dort.

Nach Angaben von Save the Children wurden allein in Al-Hol in diesem Jahr insgesamt 73 Menschen, darunter zwei Kinder, ermordet. Die Menschen sind durch Unterernährung, Krankheiten, schlechte sanitäre Verhältnisse und Brände gefährdet. Die meisten Kinder haben demnach keinen Zugang zu Bildung.

»Ich kann dieses Leben nicht mehr ertragen«, sagte die elfjährige Maryam der Organisation im Mai. »Wir tun nichts, außer zu warten«. Das libanesische Mädchen ist mittlerweile laut Save the Children tot. Es kam demnach bei einem gescheiterten Fluchtversuch in einem Wassertransporter ums Leben. Seine Mutter wurde verletzt, der Bruder wird vermisst.

Die kurdischen Behörden, die das Gebiet kontrollieren, haben immer wieder erklärt, dass sie nicht in der Lage seien, Prozesse für alle inhaftierten ausländischen Verdächtigen zu organisieren oder deren Familien zu unterstützen. Westliche Regierungen sind unterdessen besorgt über die möglichen Auswirkungen, die Rückführungen von IS-Anhängern auf die innere Sicherheit und die öffentliche Meinung haben könnten. AFP/nd

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