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  • Politik
  • Klimaaktivisten und Repression

Mit Händen und Füßen gewehrt

Klimaaktivisten zeigen einen Dokumentarfilm über Ella, die bei einer Waldbesetzung mit Polizisten aneinandergeriet

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 3 Min.

Es war ein abschreckendes Urteil nach einer langen Untersuchungshaft. Im Juni 2021 wurde die »unbekannte Person Nr. 1« zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten wegen gefährlicher Körperverletzung, Widerstands und tätlichen Angriffs verurteilt. Die Angeklagte gehörte zu den Klimaaktivist*innen, die im vergangenen Jahr ein Waldstück in Nordhessen besetzt hatten, um es vor der Rodung zu bewahren. Sie wollten damit den Ausbau der A 49 verhindern. Die schwarz-grüne Landesregierung in Hessen berief sich auf bestehende Verträge und ließ räumen.

Viele der Besetzer*innen weigerten sich, Namen und Identität zu nennen und werden deshalb als »unbekannte Personen« in den Akten geführt. In der Solidaritätsbewegung ist die Verurteilte mit dem Aliasnamen Ella bekannt. »Der Fall Ella« ist auch der Titel eines Dokumentarfilms, der Gegenstand einer bundesweiten Solidaritätsaktion für die Inhaftierte werden soll. Die Premiere des Films soll am 1. Oktober bundesweit in zahlreichen Städten gleichzeitig gezeigt werden. Dort wird auch die Szene bei Ellas Festnahme während der Räumung des Dannenröder Forstes im November vergangenen Jahres gezeigt, die zu ihrer Verurteilung führte.

Das Amtsgericht Alsfeld sieht es als erwiesen an, dass sie bei der Räumung des hessischen Waldes am 26. November vergangenen Jahres einen Polizisten verletzte. Auf einem Seil in 15 Metern Höhe stehend, soll die junge Frau Beamten mehrfach ins Gesicht getreten und einem anderen das Knie ins Gesicht gestoßen haben. In der für die Presse nachgestellten Szene stellen Klimaaktivist*innen die Festnahmesituation anders dar. Ella sei in 15 Meter Höhe von einem Polizisten an den Füßen gegriffen worden. Ihre Kletterbefestigung sei dadurch an verschiedenen Stellen gelockert gewesen und es habe die Gefahr des Absturzes bestanden. Ella habe Angst um ihr Leben gehabt und sich deshalb im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen gewehrt. Es habe sich allerdings nicht um eine geplante und bewusste Körperverletzung gehandelt, wie das Alsfelder Gericht in seinem Urteil unterstellt.

Die bundesweite Filmaufführung soll auch an den Termin von Ellas Berufsverhandlung erinnern, die für den 1. Dezember 2021 vor dem Landgericht Gießen terminiert ist. Die Solidaritätsgruppe »Free Ella« kritisiert den späten Termin der Berufsverhandlung. Sie geht angesichts der zusammengetragenen Beweise von einen Freispruch für die Angeklagte aus. Wegen des mehrmals verschobenen Prozesstermins muss sie aber bis dahin weiterhin in Haft bleiben.

Der Film mit der akribisch nachgestellten Festnahmesituation wird von den Solidaritätsgruppen auch als Teil der Beweisführung verstanden. Die linken Gruppen wollen damit die gesamte interessierte Öffentlichkeit und nicht nur das Gericht einbeziehen. Sehr aktiv in der Solidaritätsbewegung ist die Projektwerkstatt Saasen, die sich seit Jahren außerparlamentarisch engagiert und gegen Umweltzerstörung, aber auch für einen kostenfreien Öffentlichen Nahverkehr kämpft und dabei Erfolge erzielte. So sorge die Klage eines Aktivisten der Projektwerkstatt Saasen dafür, dass Fahrgäste ohne Ticket in Bussen und Bahnen nicht mehr bestraft werden können, wenn sie deutlich machen, dass sie keinen Fahrschein haben. Denn dann fällt der Straftatbestand der Erschleichung von Leistungen weg, der in dem Paragrafen benannt wird. Auch die öffentliche Filmvorführung von »Der Fall Ella« ist Teil der kreativen Arbeit der Projektwerkstatt Saasen.

Die Vorführorte und Termine finden sich hier.

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