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  • Schulschiff der Bundeswehr wieder in Betrieb

Salut für ein Skandalschiff

Sanierte »Gorch Fock« wieder im Heimathafen Kiel. Naturschützer protestieren gegen Einbau von Tropenholz

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 4 Min.

Militärisch laut ging es zu, als sich die »Gorch Fock« nach fast sechs Jahren Restaurierung dem Kieler Marinehafen näherte. Aus Haubitzen wurden zur Begrüßung des Renommierkahns am Montag 20 Salutschüsse abgefeuert. Vermutlich galten sie auch als Gruß für die höchste Dienstherrin der Marinesoldaten, Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die am Vormittag an Bord gekommen war.

Sie und die Besatzung erlebten, wie der 1958 vom Stapel gelaufene Dreimaster am Montag auf ihrem Weg nach Kiel auf dem Wasser begleitet wurde. Dieses Mal waren es aber nicht Schlepper, die das Segelschulschiff unlängst wegen einer Motorpanne ziehen mussten. Es waren Boote, von denen aus Umweltschützer gegen den Einbau von »höchstwahrscheinlich« illegal geschlagenem Holz aus den letzten verbliebenen Urwäldern Myanmars an Deck der »Gorch Fock« protestierten.

Vor der Bootsdemo hatte ein Aktionsbündnis der Umweltverbände World Wide Fund For Nature (WWF), Robin Wood, Deutsche Umwelthilfe (DUH), Urgewald sowie der Waldzertifizierungsorganisation FSC auf einer Pressekonferenz über den »Fall Gorch Fock« informiert. »Das Teak der ›Gorch Fock‹ wurde aus Myanmar importiert, obwohl lange bekannt ist, dass dort Raubbau betrieben wird und das geschlagene Holz meist illegal ist«, kritisierte WWF-Holzexperte Johannes Zahnen. Die als Prüfbehörde fungierende Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) weigere sich »beharrlich«, die Legalität des Holzes zu prüfen.

Fenna Otten, Tropenwaldreferentin bei Robin Wood, wies darauf hin, dass in Myanmar sehr alte und artenreiche Wälder akut bedroht sind. Peer Cyriacks von der DUH kritisierte, mit der Verwendung dieses Holzes mache die Bundeswehr illegale Abholzung salonfähig. Das Schiff verkomme damit »zur schwimmenden Peinlichkeit« und zu einem »Symbol der Ignoranz deutscher Behörden gegenüber Umwelt- und Klimaschutz«.

Beim Import des Teaks sei weder der Bundesbeschaffungsrichtlinie für Holz noch den Anforderungen der EU-Holzhandelsverordnung entsprochen worden, moniert das Bündnis. Die Bundeswehr habe den Einbau des Holzes »trotz dringenden Verdachts der Illegalität« vollendet und nehme damit das Rückbaurisiko in Kauf, sagte Johannes Zahnen. Zusammen mit dem Deutschen Naturschutzring hat der WWF beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen das Vorgehen der Bundeswehr erhoben. Eine Entscheidung darüber steht noch aus. Andere deutsche Gerichte hatten entsprechende Klagen zuvor abgewiesen. Sollte Karlsruhe im Sinne der Naturschützer urteilen und die zur erneuten Prüfung veranlasste BLE daraufhin feststellen, dass das Holz vorschriftswidrig geschlagen und importiert wurde, könnte die Bundeswehr nach Auffassung des WWF verpflichtet werden, das Teak wieder aus dem Segler ausbauen zu lassen.

All das könnte die Bundeswehr und damit die Steuerzahler teuer zu stehen kommen. Schließlich sei die Marine »bewusst und willentlich« nicht bereit gewesen, die Vorwürfe vor dem Einbau des Holzes zu prüfen, argumentiert das Verbändebündnis.

Die Steuerzahler werden für die Sanierung des Seglers ohnehin schon kräftig zur Kasse gebeten: Statt der ursprünglich veranschlagten zehn Millionen werden die Gesamtkosten auf voraussichtlich 135 Millionen Euro klettern. Sie stiegen wegen erst nach und nach an dem maroden Kahn entdeckter Mängel immer weiter an. Dazu kamen Pleiten der beauftragten Werft und anderer Firmen, staatsanwaltliche Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts am Rande der Sanierung. All das machte den Dreimaster zum Skandalschiff.

Nun liegt die Bark im Kieler Marinehafen an der »Gorch-Fock-Mole«, die eigens für den Segler diesen Namen erhielt. Noch bis zum vergangenen Freitag hatte sie jahrzehntelang »Tirpitz-Mole« geheißen, benannt nach dem kaiserlichen Großadmiral Alfred von Tirpitz. Mit diesem Namensgeber hatte sich die Linksfraktion im Bundestag 2019 kritisch auseinandergesetzt und anhand wissenschaftlicher Belege zu bedenken gegeben: Von Tirpitz, Mitgründer der rechtsradikalen Deutschen Vaterlandspartei, die nationalistische, antisemitische und völkische Ideologien vertrat, hegte nach dem Ersten Weltkrieg Pläne für eine Rechtsdiktatur und scheute dabei in den Jahren 1922 bis 1923 auch nicht vor einem möglichen Revanchekrieg zurück.

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