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Doppelauftrag für Skopje
Vier Spiele, vier Siege: Deutschland will über Nordmazedonien zur WM 2022
Es gibt nicht viele Gegner, gegen die Deutschland eine negative Länderspielbilanz aufweist. Brasilien gehört dazu (5 Siegen stehen 13 Niederlagen gegenüber), Italien (8/15) oder Frankreich (9/15). In der unbestechlichen Statistik, immerhin seit 1908 geführt, findet sich mit Nordmazedonien aber auch ein Außenseiter. Ein Spiel, eine Niederlage. Der Balkanstaat existiert seit drei Jahrzehnten, aber das einzige Aufeinandertreffen gab es am 31. März dieses Jahres, als sich die DFB-Auswahl in einem eigenartigen WM-Qualifikationsspiel eine 1:2-Pleite leistete. Unvergessen wie der Sportpark Duisburg-Wedau hernach zum Wallfahrtsort für im Ruhrgebiet beheimatete Nordmazedonier wurde.
Die Gesänge jener Nacht hat Hansi Flick zwar nicht direkt mitbekommen, weil damals noch Joachim Löw die Verantwortung als Bundestrainer trug, doch in der Vorbereitung auf das Rückspiel an diesem Montag (20.45 Uhr/ RTL) hat sich der neue sehr wohl mit dem Spielfilm von damals vertraut gemacht. »Technisch starke Spieler«, ein neuer Trainerkollege Blagoja Milevski, »der noch kein Spiel verloren hat«, und eine Stimmung, »die super sein wird«, erwartet Flick in der 36 000 Zuschauer fassenden Tose-Proeski-Arena. Gleichwohl hat der 56-Jährige aus dem Teamquartier in Hamburg vor dem Abflug nach Skopje am Sonntag nicht den leisesten Anflug von Zweifeln gezeigt.
Die deutsche Nationalelf geht mit sechs Punkten Vorsprung auf Armenien und Nordmazedonien ins drittletzte Qualifikationsspiel. Wenn alles gut läuft, ist die Fahrkarte nach Katar bereits am Abend gebucht. Und der erste Auftrag an den Hoffnungsträger aus Heidelberg, der mit dann fünf Erfolgen in Folge genauso gut gestartet wäre wie Löw 2006, wäre erfüllt. Es ist die besondere Kunst, dass Flick 15 Jahre später zwei Handlungsstränge bedient. Der Erfolgshunger ist zurück und der Stimmungsumschwung in vollem Gange.
Da hat einer der Mannschaft eine Spielidentität und »enorme Mentalität« vermittelt, wie Flick selbst sagte. Dass es trotz des unpräzisen letzten Passes gegen Rumänien (2:1) keinen einzigen Pfiff im Volksparkstadion gab, sondern 25 000 Besucher für Engagement und Einsatz viel Beifall spendeten, zeigt zweierlei: wie viel an Grundvertrauen der vierfache Weltmeister seit 2018 verspielt hatte und wie leicht es letztlich ist, die Popularität wieder zu steigern.
»Schön war das Miteinander mit den Fans. Das war klasse«, sagte Flick. Und auch die meisten der rund 6,9 Millionen Fernsehzuschauer dürften sich gut unterhalten gefühlt haben. So blieb nach dem vierten Erfolgserlebnis unter Flick festzuhalten: Auch Arbeitssiege helfen beim Versöhnungskurs. Zwei Bayern-Stars mit ihren Länderspieltoren Nummer 20 (Serge Gnabry) und 40 (Thomas Müller) untermauerten zudem die Hoffnung, dass Deutschland bei der WM 2022 in Katar nicht wie bei den beiden letzten Turnieren nur hinterherhechelt.
Kapitän Manuel Neuer, der nach Aussage von Flick am Montag wieder einsatzfähig ist, hat noch einmal erneuert, dass er den Gewinn des Goldpokals im nächsten Herbst für ein realistisches Ziel hält. Sein Münchner Vereinskollege Gnabry kündigte an, »neu angreifen« zu wollen. »Der WM-Titel ist ein großes Ziel. Ohne Ziele ist es aber schwierig, etwas zu erreichen.« Klingt logisch.
Der formstarke Flügelmann hat in Richtung Nordmazedonien auch beteuert: »Uns alle wurmt das verlorene Hinspiel noch.« In jener Partie verstolperte Timo Werner kolossal eine Großchance. Doch der Mittelstürmer wird - und das ist dann mal eine Parallele zwischen Löw und Flick - auch von diesem Cheftrainer geschützt, der ihn beinahe jede Trainingseinheit väterlich beiseitenimmt. Flick hob den 25-Jährigen sogar explizit vor versammelter Mannschaft als Vorbild an Einsatzfreude heraus: »Die Intensität, die er im Spiel hat, ist einfach klasse. Wir sprechen von einem Spieler, der unglaubliche Qualität hat.«
Der Angreifer mag beim FC Chelsea ob der enormen Konkurrenz häufig außen vor sein: In der Nationalmannschaft wird Werner gebraucht, denn Deutschland kann sich nun mal keinen Robert Lewandowski zaubern.
Deswegen sind als zusätzliche Stilmittel Standards so wichtig geworden, die der revitalisierten Mannschaft nun bereits das zweite Mal halfen. Die Arbeit vom aus Dänemark abgeworbenen Fachexperten Mads Buttgereit trägt schneller Früchte als gedacht, obwohl niemand verraten wollte, ob die Variante vor dem Siegtreffer gegen Rumänien tatsächlich so eingeübt war: Ecke Joshua Kimmich, Kopfballverlängerung Leon Goretzka, Tor Müller. »Ich habe ihn ganz gut reingedrückt - das war geil«, schmunzelte der 32-jährige Matchwinner.
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