- Brandenburg
- Tesla-Autofabrik
Ohne Genehmigung kein Tesla
Autofabrik in Grünheide könnte loslegen - noch aber werden Einwände erörtert
Immer häufiger tauchen im Straßenbild von Berlin und Brandenburg die Elektroautos von Tesla auf. Noch werden sie importiert, aber spätestens im Dezember sollen endlich auch im neuen Werk in Grünheide (Oder-Spree) die Produktionsbänder anlaufen. So hat es US-Firmenchef Elon Musk am vergangenen Wochenende bei seiner One-Man-Show anlässlich des Tages der Offenen Tür in der fast fertiggestellten »Gigafactory« angekündigt. Er hat sich damit weit aus dem Fenster gelehnt. Denn einstweilen herrscht rund um die eindrucksvolle Baustelle eine höchst ungewöhnliche Pattsituation. Der Technikpionier und Multimilliardär Musk erhöht den Druck auf Land und Bund, um das Prestigeprojekt endlich vollenden zu können.
Musk hat die Fabrik bisher nur auf der Grundlage von vorzeitigen Einzelzulassungen errichten können. Erst Ende September hatte das Landesumweltamt Brandenburg die vorzeitige Errichtung verschiedener Tanks im Bereich des zentralen Tanklagers auf dem Fabrikgelände genehmigt. Das schließt den Einbau eines Teils der Anlagentechnik ein, der Hauptanliegen von Teslas 17. Antrag auf Zulassung des vorzeitigen Beginns ist. Die entscheidende umweltrechtliche Genehmigung für das Gesamtprojekt steht aber weiterhin aus. Und ohne die, so hat Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) immer wieder betont, werde in Grünheide auch kein Auto vom Band laufen.
Auch wenn Experten davon ausgehen, dass die Fabrik selbst kaum noch zu verhindern ist: Weiterhin hängt der Termin für die Genehmigung vom Ausgang des gegenwärtig laufenden dritten Erörterungsverfahrens ab. Bei der Online-Erörterung, die nach einem überarbeiteten Antrag von Tesla für das Bauprojekt nötig geworden war, geht es um über 800 Einwände. Umweltschützer und Anwohner befürchten vor allem negative Folgen für Natur und Trinkwasser im Umfeld der Fabrik, auf deren Gelände auch eine groß angelegte Batterieproduktion entsteht.
Tesla-Boss Musk verteidigte am Wochenende vor Tausenden Besuchern sein Projekt gegen Bedenken, dass für die Produktion zu viel Wasser aus der Region abgezweigt werden könnte. »Unsere Fabrik verbraucht sehr wenig Wasser«, sagte er. Teslas Mission sei ein schneller Übergang zu erneuerbaren Energien und Klimaschutz.
Die Tesla-Fabrik gilt inzwischen als eines der wichtigsten Industrieprojekte in ganz Ostdeutschland. Die ursprünglich mit 1,1 Milliarden Euro bezifferten Baukosten sind nach Musks Angaben bereits überschritten. Für die Batteriefabrik, die 2022 Speicherzellen einer neuen Generation herstellen soll, kann Tesla auf öffentliche Fördergelder setzen, die Medienberichten zufolge weitere 1,1 Milliarden Euro betragen könnten. Insgesamt soll nach Unternehmensangaben eine »mittlere einstellige Milliardensumme« investiert werden. Spekulationen über vier bis fünf Milliarden Euro seien nicht falsch, hieß es.
Politik und Wirtschaft in der Hauptstadtregion setzen große Erwartungen in die Ansiedlung des Hightech-Unternehmens. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hofft auf weitere Investoren. Tesla sei »eine Steilvorlage für die weitere Standortvermarktung«, sagte er zu Wochenbeginn in der »Märkischen Allgemeinen«. Die Wirtschaftsförderung Brandenburg will, wie Geschäftsführer Steffen Kammradt ankündigte, eine Anzeigenkampagne in Fachmagazinen und sozialen Netzwerken starten, um Unternehmen in den USA, Japan und Südkorea für den Standort Brandenburg zu gewinnen.
Am Montag gab das kanadische Unternehmen Rock Tech Lithium bekannt, für 470 Millionen Euro in Guben (Spree-Neiße) Europas erste Lithiumhydroxid-Produktionsanlage zu errichten. Sie soll ab 2024 pro Jahr 24 000 Tonnen Lithiumhydroxid herstellen, ausreichend für den Bedarf von einer halben Million Elektroautos. Mit dpa
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.