Der Stoff, der E-Autos mobil macht

Kanadische Firma will in Raffinerie in der Lausitz Rohstoffe für Lithiumionenbatterien produzieren - ein potenzieller Abnehmer wäre Tesla

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 4 Min.

Was für ein Coup Brandenburg mit der Ansiedlung des US-Elektroautobauers Tesla wirklich gelungen sein dürfte, zeigt sich inzwischen bei ersten Folgeinvestitionen. Und auch, wenn bisher kein direkter Zusammenhang mit der »Gigafactory« der Amerikaner in Grünheide (Oder-Spree) hergestellt wird: Dass das kanadische Unternehmen Rock Tech Lithium in der Lausitz bald batteriefähiges Lithiumhydroxid produzieren will, passt.

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD), der kürzlich mit dem Rückzug des Winkraftanlagen-Herstellers Vestas aus Lauchhammer noch einen Rückschlag für die Lausitz verbuchen musste, zeigte sich zu Wochenbeginn hocherfreut: »Die Ansiedlung von Rock Tech stärkt die Position Brandenburgs als Zentrum der Elektromobilität und der Energiewende in Deutschland«, erklärte er. »In Brandenburg ist künftig die komplette Wertschöpfungskette von der Rohstoffaufbereitung über die Batterie- und Zellfertigung bis zum E-Autobau sowie Batterierecycling zu Hause.«

Zu Wochenbeginn waren die Pläne der Kanadier bekannt geworden, in Guben (Spree-Neiße) an der deutsch-polnischen Grenze eine Konverteranlage zur Produktion des Rohstoffes zu errichten, der unter anderem für die Batteriepacks von Elektroautos benötigt wird. Rund 470 Millionen Euro will das Unternehmen nach eigenen Angaben an diesem strukturschwachen Standort in der Lausitz investieren. Der Produktionsstart sei für 2024 möglich. Die Investitionsentscheidung für alle Produktionsschritte hänge unter anderem noch von Gesprächen über bereits beantragte beziehungsweise weitere Fördergelder ab, hieß es am Montag. Die Anlage, die am Ende rund 160 Mitarbeiter haben soll, kann pro Jahr rund 24 000 Tonnen Lithiumhydroxid produzieren; das entspricht dem Bedarf von rund 500 000 Elektrofahrzeugen.

Stärkung des Elektromobilitätsclusters

Dass Tesla in seiner Autofabrik im kaum 100 Kilometer entfernten Grünheide vorhat, pro Jahr 500 000 Fahrzeuge und auch die dafür benötigten Batterien herzustellen, klingt da kaum nach einem Zufall. Es passt auch gut ins Bild, dass in einem stillgelegten Bergwerk beim sächsischen Zinnwald im Osterzgebirge ein großes Lithium-Vorkommen erkundet wurde, das ab 2025 abgebaut werden könnte. Mit dem Lithium aus der auf 125 000 Tonnen geschätzten Lagerstätte könnten gut 20 Millionen Autos »elektrifiziert« werden.

Einstweilen erklärte Unternehmenschef Dirk Harbecke: »Unser Ziel ist es, als erstes Unternehmen weltweit, einen geschlossenen Kreislauf für Lithium zu schaffen.«

Dass sowohl die Rohstoffgewinnung als auch deren Verarbeitung sowie die Batterieproduktion selbst die Umwelt belasten, weiß Rock Tech selbstverständlich. Vorausschauend hat das Unternehmen nach eigenen Angaben für gut 1,1 Millionen Euro ein zwölf Hektar großes Grundstück mit guter Bahn-Anbindung im Industriegebiet Guben-Süd gekauft. Wenn dort 2024 die Konverteranlage die Lithium-Raffinierung aufnimmt, wird der Rohstoff, der nach bisherigen Plänen aus einer kanadischen Mine kommen soll, per Schiff und Bahn gebracht werden. Übrigens will Rock Tech, das sich selbst als Cleantech-Unternehmen versteht, bis 2030 rund die Hälfte seiner verwendeten Rohmaterialien per Batterie-Recycling gewinnen.

»Die Ansiedlung von Rock Tech stärkt die Position Brandenburgs als Zentrum der Elektromobilität und der Energiewende in Deutschland«, sagte Minister Steinbach. Grundstoffe für Lithium-Ionen-Batterien seien ein Schlüssel für den Erfolg der Elektromobilität. »Hier spielt die Lausitz eine wichtige Rolle, aus der sich konkrete Chancen für neue Wertschöpfung und zukunftssichere Arbeitsplätze ergeben, wie Rock Tech zeige. Die Ansiedlung der Kanadier sei auch der Zusammenarbeit zwischen des Landes mit dem Landkreis Spree-Neiße und der Kommune Guben zustande gekommen, so Steinbach.

Kette strukturbestimmender Investitionen

«Rock Tech erweitert die Wertschöpfungskette der Elektromobilität im Land Brandenburg», betonte auch Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg (WFBB). Die Ansiedlung reihe sich ein in die Kette strukturbestimmender Investitionen, von Tesla über den US-Batteriehersteller Microvast in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) bis zum Chemieunternehmen BASF, das in Schwarzheide (Oberspreewald-Lausitz) eine Kathodenfabrik baut. Das Profil Brandenburgs als Zentrum moderner Mobilität werde dadurch international immer stärker. Zugleich bestätige Rock Tech die Kompetenz Brandenburgs als Standort, der sich mit der Rohstoffverarbeitung auskenne und das in der Lausitz erfolgreich praktiziere. «Wir werden das Unternehmen mit unseren Services weiter unterstützen», so der WFBB-Chef.

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