- Aus dem Netz gefischt
- Truth Social
Nichts als die Wahrheit
Donald Trump baut eigene Social-Media-Plattform
Nach knapp neun Monaten Sendepause ist der verrückte orange Mann wieder da und wirft mit wilden Statements um sich. Schon seit längerer Zeit plant der ehemalige US-Präsident Donald Trump, eine eigene Social-Media-Plattform herauszubringen. »Truth Social« soll sie heißen und wird von seinem Unternehmen Trump Media & Technology an den Start gebracht. Mit seiner Wahrheitsplattform will Trump in Konkurrenz zu anderen großen Tech-Unternehmen wie Facebook und Twitter treten, die seine Profile noch immer sperren. Im November wird eine Testversion online gehen, »um der Tyrannei von Big Tech die Stirn zu bieten« erklärte der 75-Jährige am Mittwoch. Darauf sollen auch »politisch nicht korrekte Unterhaltungsformate« laufen, bald werde Trump seine erste »Wahrheit« auf der Plattform veröffentlichen. »Wir leben in einer Welt, in der die Taliban eine riesige Präsenz bei Twitter haben, zugleich wurde euer amerikanischer Lieblingspräsident zum Schweigen gebracht«, bemängelte besagter »Lieblingspräsident«. Das sei inakzeptabel.
Twitter agierte viel zu spät
Die Plattform Twitter war eine der wichtigsten Kommunikationsplattformen für Trump, 80 Millionen Accounts folgten seinem. Doch seit Anfang des Jahres verwehrt ihm das Unternehmen Zugriff auf sein Konto, weil er mit seinen Äußerungen die Erstürmung des Kapitols während der förmlichen Bestätigung des Wahlsiegs von Herausforderer Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl am 6. Januar provozierte. Viele empfanden die Sperre als viel zu spät. Denn Trump hat so ziemlich jede Regel gebrochen, die in den Richtlinien der Plattform festgehalten sind. Auf Twitter beleidigte er andere Regierungschefs, hetzte gegen Minderheiten und seine politischen Gegner*innen, drohte mit Nuklearanschlägen, verbreitete Lügen und Verschwörungstheorien. Viele User*innen zeigten sich irritiert über Trumps Verkündung einer eigenen Plattform. Auch die Wahl des Namens schien viele zu amüsieren, weder »truth« noch »social« seien Begriffe, die man sofort mit Trump assoziiert.
So viel Spaß es auch macht, sich über Donald Trump lustig zu machen, eines ist klar: Ihn zu unterschätzen ist fatal. Niemand hätte 2016 gedacht, dass er die Wahlen gewinnt. Genauso ist seine Plattform nicht mit Häme, sondern Vorsicht zu betrachten. Höchstwahrscheinlich werden sich dort Leute anmelden, die ähnlich wie er ticken und sich auf konventionelleren Plattformen eh nicht repräsentiert fühlen. In einer Parallelwelt werden Trump und seine Blase sich noch weiter von der Realität entfernen, als sie es ohnehin schon sind und ihre Fakenews in die Welt posaunen, sich im schlimmsten Fall noch mehr radikalisieren.
Ein Twitter-User fasst das Ganze so zusammen: »Berufslügner gründet Demagogennetzwerk ›Die Wahrheit‹, damit er und andere sich gegenseitig effizienter belügen können.« Bislang sind andere rechte Medienprojekte wie der Twitter-Klon »Parler« wenig erfolgreich.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.