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Der Spreewald auf dem Weg der Besserung
Mit großem Aufwand setzt Brandenburg den von Rot-Rot 2019 beschlossenen Aktionsplan zum Erhalt der Kultur- und Naturlandschaft um
Brandenburgs Aktionsplan zur Stabilisierung der geschützten Natur im Spreewald zeigt Wirkung. Trotz der Nähe zur Lausitzer Tagebaulandschaft und des periodisch auftretenden Wassermangels hat sich die Lage aus Sicht des Umweltministeriums in Potsdam verbessert, seit die 2018 beschlossenen Instandhaltungs- und Pflegemaßnahmen umgesetzt werden. Die Auenlandschaft mit ihrem künstlichen Fließen ist eine der bekanntesten Ausflugsregionen des Landes.
Eisenocker und Sulfat aus dem Sickerwasser geschlossener Kohletagebaue in der Spree, Wassermangel infolge der Dürre aber auch Verschlammung der Fließe sowie marode Schleusen und Wehre hatten nicht nur die regionale Politik aufgeschreckt. Die Landtagsabgeordnete Roswitha Schier (CDU) aus Lübbenau hatte 2018 einen Aktionsplan für den Spreewald angeregt, denn sie sah Gefahren für Tourismus und Wassersport in der Region aber auch den Hochwasserschutz und den Bestand einzelner Tierpopulationen. »Schuld ist die seit Jahren unzureichende Unterhaltung und Bewirtschaftung der Spreewaldfließe«, erklärte sie damals. »Wir müssen uns besser um den Spreewald kümmern.« Es bestehe dringender Handlungsbedarf, mehr in den Spreewald und sein Gewässersystem zu investieren. Dafür sah sie nicht nur das Umweltressort, sondern die gesamte Landesregierung sowie die Landtagsfraktionen in der Verantwortung.
Fließe vom Schlamm befreit
Das ab Herbst 2018 von der rot-roten Landesregierung gemeinsam mit den regionalen Akteuren erarbeitete Maßnahmenpaket war schließlich am 12. Juni 2019 als »Aktionsplan Spreewald - Kulturlandschaft Spreewald gestalten« im Landtag beschlossen worden. Eine eigens eingesetzte Steuerungsgruppe hatte vor einem Jahr eine erste positive Bilanz der Umsetzung des Maßnahmeprogramms aus dem Aktionsplan gezogen. Die sofort gestartete Entschlammung der Fließe und die Sanierung von Wehren und Schleusen seien planmäßig fortgeführt worden, hieß es. Sechs Landwirte hätten, gefördert mit Mitteln aus dem Vertragsnaturschutz, insgesamt fast 194 Hektar spreewaldtypischer, nasser Feuchtwiesen wieder in Landschaftspflege übernommen, mehr als doppelt so viel wie ursprünglich angestrebt. Auf 30 Hektar Grünland wurden Blühstreifen angelegt, zudem seien neue Gehölzstrukturen geschaffen worden. Zum Schutz des bedrohten Schwarzstorch habe man Vorkehrungen getroffen.
Mitte Oktober 2021 teilte nun Umweltminister Axel Vogel (Grüne) auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Abgeordneten Schier mit, dass die im Aktionsplan vorgesehene Entschlammung an der Spree und am Nordumfluter inzwischen vollständig abgeschlossen wurde. Am Dorotheengraben bei Lübbenau würden die geplanten Maßnahmen im Winter 2021/2022 fertiggestellt.
Die Landesregierung zeigt sich angesichts erster Erfolge überzeugt, mit dem »Aktionsplan Spreewald« auf dem richtigen Weg zu sein. »Ziel des Aktionsplanes ist, den Spreewald mit seinem einzigartigen Charakter als Lebens- und Wirtschaftsraum sowie als naturnahe Kulturlandschaft zu erhalten und zukunftsorientiert zu gestalten«, erinnerte der Umweltminister in seiner Antwort. Dafür habe man Maßnahmen festgelegt, die die Entschlammung der Fließe, die Finanzierung, Unterhaltung, Bedienung von Wehren und Schleusen, die Landschaftspflege, die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft einschließlich Angeln sowie den Tourismus voranbringen sollten. »Alle Maßnahmen wurden nach abgestimmten Kriterien priorisiert und nach kurz-, mittel- und langfristigem Bedarf differenziert«, so Vogel. »Bis 2026 wurde ein Gesamtinvestitions- und -finanzierungsbedarf von 126 Millionen Euro ermittelt, für den sowohl EU- als auch Bundes- und Landesmittel in Betracht kommen.«
Den Angaben des Umweltministers zufolge schlägt die Entschlammung der Fließe von 2019 bis zum Jahreswechsel insgesamt mit mehr als 2,4 Millionen Euro zu Buche. Die Investitionskosten für Erneuerung und Modernisierung der wasserwirtschaftlichen Anlagen belaufen sich 2019 und 2020 auf insgesamt 3,4 Millionen Euro. Im laufenden Haushaltsjahr sind dafür weitere fast 172 000 Euro aufzubringen.
Regelmäßige Pflege und Instandhaltung
Der Spreewald bedarf laut Vogel fortlaufender Pflege, das betreffe sowohl das regelmäßig erforderliche Entschlammen als auch die Landschaftspflege, die Unterhaltung der Feuchtwiesen, die Anlage von Schonflächen auf sandigen Ackerschlägen und die Renaturierung und Habitatverbesserung an Gewässern. Allein die Wartung, Unterhaltung und Bedienung der 241 im Aktionsplan aufgelisteten Wehre, Schleusen und sonstigen Anlagen koste rund 1,17 Millionen Euro pro Jahr. Diese Summe werde derzeit im Rahmen der regulären Anlagenunterhaltung aus den Einnahmen aus dem Wassernutzungsentgelt und der Abwasserabgabe durch das Landesumweltamt finanziert. Für Investitionsprojekte würden auch Fördermittel des Bundes und der EU in Anspruch genommen.
Der Spreewald war schon vor 1989 Schutzgebiet. Noch kurz vor dem Vollzug der Vereinigung, am 1. Oktober 1990, stellte die letzte DDR-Volkskammer ein auf insgesamt 475 Quadratkilometer erweitertes Areal als »Biosphärenreservat Spreewald« per Verordnung unter Schutz. Am 11. April 1991 erfolgte dessen Anerkennung durch die Unesco.
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