Einigung mit Vivantes steht vor der Tür

Tochterbeschäftigte des Klinikkonzerns können voraussichtlich Streik für faire Bezahlung beenden

  • Lola Zeller
  • Lesedauer: 3 Min.

»Endlich gibt es auch ein Ergebnis für die Kolleg*innen der Vivantes Töchterunternehmen!«, verkündet das Berliner Bündnis Gesundheit statt Profite auf Twitter. Nach sechs Wochen Streik steht eine Einigung zwischen Vivantes und den Beschäftigten der Tochterunternehmen bevor. In den letzten Verhandlungen am vergangenen Montag scheint ein Kompromiss gefunden worden zu sein. »Der Kampf war hart, aber hat sich gelohnt«, schreibt das Bündnis. Am Freitag werde die Einigung amtlich gemacht, dann werde das Eckpunktepapier unterschrieben und veröffentlicht, heißt es weiter im Tweet.

Die interessierte Öffentlichkeit muss sich also noch ein wenig gedulden, um zu erfahren, was konkret vereinbart wurde. Verdi-Verhandlungsführer Ivo Garbe bestätigt gegenüber dem »nd«, dass es eine Einigung mit Vivantes gibt. »Am Freitagmittag werden wir das Papier auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vorstellen«, so Garbe. Vivantes äußert sich bisher noch nicht zum aktuellen Verhandlungsstand.

Der Tarifkonflikt zieht sich im Kern schon seit Jahren. Die Tochterbeschäftigten haben sich mit den Pflegebeschäftigten der landeseigenen Krankenhausunternehmen Charité und Vivantes unter der Organisierung Verdis zur Berliner Krankenhausbewegung zusammengeschlossen und im Mai 2021 ein 100-Tage-Ultimatum zur Erfüllung zwei zentraler Forderungen gestellt: Ein Tarifvertrag zur Entlastung der Pflegebeschäftigten und die Bezahlung der Vivantes-Tochterbeschäftigten gemäß dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD).

Trotz zahlreicher Kundgebungen, Aktionen und Unterstützungserklärungen der Landespolitiker*innen wurde keine der Forderungen rechtzeitig erfüllt. So begann am 9. September der größte Ausstand in den Krankenhäusern Berlins und scheint nun, nachdem schon vor Wochen Eckpunkte für den Entlastungstarifvertrag der Pflegebeschäftigten erreicht worden ist, mit einer Lösung in den Tochterunternehmen eine Ende zu nehmen.

Die Beschäftigten wird es freuen, endlich den harten Arbeitskampf beenden zu können. Die Arbeit niederzulegen anstatt Patient*innen zu versorgen bringen viele nur schwer übers Herz. Aber der bisherige Zustand, unter dem Tochterbeschäftigte bis zu 900 Euro weniger im Monat verdienen als diejenigen, die bei Vivantes direkt angestellt sind, konnten sie nicht länger hinnehmen. Die Tochtergesellschaften sind unter anderem für Krankenhausreinigung, Speiseversorgung, Sterilisation, Rehabilitationskliniken und die Medizinischen Versorgungszentren zuständig. Ohne diese Arbeitsbereiche können die Krankenhäuser und die öffentliche Gesundheitsversorgung nicht am Laufen gehalten werden. Deshalb fordern die Tochterangestellten ebenso wie die Pflegebeschäftigten schon seit Jahren den gesellschaftlichen Rückhalt ein, den sie brauchen, um mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter zu erkämpfen. »Wir retten euch, wer rettet uns?« so lautet ein Slogan der Krankenhausbewegung.

Das Berliner Bündnis Gesundheit statt Profite versucht, diesem nachzukommen. Um die Streikenden während ihres kräfte- und geldzehrenden Kampfes zu unterstützen, haben sie zum Beispiel eine Spendenaktion organisiert, die seit Mitte September schon knappe 70 000 Euro eingebracht hat.

Nun scheint ein erster Meilenstein für die Krankenhausbeschäftigten erreicht zu sein. Die Einigung mit den landeseigenen Unternehmen kann ein Signal sein, dass die Bewegung für eine bedarfsorientierte Gesundheitsversorgung auch weiterhin Erfolge erzielen wird.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -