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Russische Hirse auf märkischen Feldern
Agrarminister stellt Aktionsplan zur Verdreifachung des Ökolandbaus vor
Das ehrgeizige Ziel, den Ökoanteil beim Anbau von Feldfrüchten bis 2030 in Brandenburg auf 25 Prozent zu steigern und damit fast zu vervierfachen, formulierte Agrar- und Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Freitag. Er legte dazu einen Öko-Aktionsplan vor. Damit soll es gelingen, die Region mit heimischen Bioprodukten zu versorgen, die regionale Wertschöpfung auch auf die Verarbeitung auszudehnen und einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. Vogel zufolge liegt die Hälfte der ökologisch bewirtschafteten Flächen traditionell in den brandenburgischen Großschutzgebieten.
Von einem neuen Kapitel für Brandenburg sprach der Minister und verwies auf die »breite Beteiligung« bei der Erarbeitung des Öko-Aktionsplans. 42 einschlägige Akteure wirkten mit. Bestandteil des Plans sind höhere Einführungs- und Umstellungsprämien für ökologische Produkte, die Unterstützung und Vernetzung der Vermarktung und die Qualifizierung der Landwirte.
»Bauern haben vielfach keine Ahnung von ökologischer Landwirtschaft«, sagte Sascha Philipp, Sprecher der Öko-Anbauverbände. Es gehe um mehr als den Verzicht auf chemischen Dünger. Die Bauern müssten lernen, einen Biobetrieb zu gründen und zu entwickeln. Sein eigener Agrarbetrieb sei der einzige in Brandenburg, der Linsen erzeuge. Das könne drei Jahre gut gehen und im vierten dann daneben, erklärte Philipp.
Ältere Ostdeutsche entsinnen sich noch der Angebotspalette in den sogenannten Russenmagazinen, den Läden der sowjetischen Truppen, die meist auch der DDR-Bevölkerung offen standen. Es gab dort Sonnenblumenkerne und Hirsekörner. »Die Hirse haben wir wieder eingeführt«, sagte nun Elke Röder von der Terra Naturkost Handels KG. Der Anbau dieses Getreides, das viele nur aus Grimms Märchen kennen, habe jetzt begonnen – und ja, »es werden dabei viele russische Sorten verwendet«.
Vogels Referatsleiterin Irene Kirchner informierte, dass die Prämie für die Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft von 209 auf 310 Euro je Hektar erhöht wurde. Zwei Jahre lang wird der Zuschuss gezahlt.
Sascha Philipp von den Öko-Anbauverbänden – er ist gerade in die SPD-Landtagsfraktion nachgerückt – bestätigte, dass der Ökolandbau zu einer Verteuerung der Waren auch in den Verkaufsstellen führen müsse und die Brandenburgerinnen und Brandenburger perspektivisch »so billig nicht mehr einkaufen können«. Das werfe angesichts der enormen Unterschiede bei den Einkommen Fragen auf. Milch und Fleisch seien derzeit weiter preiswert, bei Gemüse und Obst gehe der Preis »durch die Decke«. Derzeit gebe es noch die »riesige Schere« zwischen sehr gut bezahlten »Bürojobs« in den Städten und den schlecht bezahlten Arbeitsstellen in der Landwirtschaft. Weil aber höhere Einkommen zwangsläufig auch im Agrarbereich gezahlt werden müssten, stelle sich künftig weniger die Frage, ob die schlecht bezahlte Verkäuferin sich Bioprodukte leisten könne, sondern »ob sie sich überhaupt noch Lebensmittel leisten können wird«. Hier müsse die Politik reagieren.
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