- Kommentare
- Libyen-Konferenz
Eine Inszenierung
Cyrus Salimi-Asl über den Streit um die geplanten Wahlen in Libyen
Eigentlich sollten alle ausländischen Soldaten und Söldner Libyen schon lange verlassen haben. Eigentlich - aber weder die russische Gruppe Wagner noch die türkische Armee oder die syrischen Kämpfer wollen freiwillig das Feld räumen. Wie unter solchen Bedingungen am 24. Dezember freie Wahlen ablaufen sollen, können sich wohl nur chronische Optimisten vorstellen. Die Türkei beruft sich darauf, von der Vorgängerregierung eingeladen worden zu sein; sie will Libyen nicht preisgeben und schafft sich eine dauerhafte Machtbasis an der nordafrikanischen Mittelmeerküste.
Die Libyer selbst sind nur Spielball ausländischer Mächte: Auf dem Feld tummeln sich EU-Staaten - mit divergierenden Interessen, aber einig in der Abwehr von Geflüchteten - , aber auch Russland und Ägypten. Was die Libyer wollen dürfen, legen andere fest. Der angepeilte Wahltermin erscheint da eher als Demokratie-Inszenierung, damit nach außen das aufscheint, was offensichtlich nicht sein kann: ein politisches System, das den Willen der Libyer widerspiegelt und ihre Interessen ernst nimmt. Letztlich ist es der armselige, mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilte Versuch, die Militärintervention von 2011 zum Sturz Muammar Al-Gaddafis ex post als »gelungen« zu verkaufen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.