Kliniken müssen Betten frei halten

Gesundheitsministerium setzt Corona-Verfügung in Kraft

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit Mittwoch müssen die Krankenhäuser in Brandenburg mindestens 10 Prozent ihrer Betten für Corona-Patienten frei halten und außerdem mindestens 15 Prozent ihrer Betten auf Intensivstationen. Das Gesundheitsministerium hat eine diesbezügliche Verfügung vom 29. März wieder in Kraft gesetzt, die seit dem 1. Juni ausgesetzt war. Im Frühjahr mussten sogar 20 Prozent der normalen Krankenhausbetten und 30 Prozent der Intensivbetten frei gehalten werden. Davon sieht das Ministerium derzeit noch ab. Begründung: Es müssen gerade sehr viele Patienten ohne Corona behandelt werden.

So sind die Intensivstationen jetzt zu 94 Prozent ausgelastet, wobei 16 Prozent auf Corona-Patienten entfallen. Wenn mehr als 20 Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt sind, springt die Ampel von der Warnstufe Gelb auf die Alarmstufe Rot. Derzeit werden in den brandenburgischen Kliniken 547 Corona-Patienten behandelt, 119 liegen auf der Intensivstation und 98 werden beatmet. Vor zwei Wochen hatte es in den Kliniken nur 309 Corona-Patienten gegeben. Brandenburg bereitet sich wie auch Berlin darauf vor, in den nächsten Tagen eine größere Zahl von Patienten in andere Bundesländer zu verlegen.

»Leider müssen wir uns auf eine spürbare Zunahme von Corona-Patientinnen und -Patienten einstellen«, begründete Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne), warum die Verfügung zum Freihalten von Betten wieder in Kraft gesetzt wurde. Nonnemacher appellierte an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen, Abstand zu halten und Kontakte einzuschränken. »Sie schützen nicht nur sich und ihre Liebsten, sie zeigen damit auch Solidarität mit denen, die unser Gesundheitssystem am Laufen halten.«

Bei der Sieben-Tage-Inzidenz hat Brandenburg schon lange die Alarmstufe Rot erreicht, die bei einem Wert von 200 beginnt. Aktuell liegt der Inzidenzwert im Bundesland bei 620, in vier Landkreisen sogar deutlich über 750. Diese Landkreise sind damit Hotspots der Pandemie: Elbe-Elster (1411), Oberspreewald-Lausitz (1294), Spree-Neiße (1013) und Dahme-Spreewald (935).

Die rot-schwarz-grüne Landesregierung beschloss am Dienstag Maßnahmen zur Eindämmung, darunter die Schließung der Weihnachtsmärkte sowie Einschränkungen für Ungeimpfte, die nur noch getestet Bus und Bahn fahren dürfen und für die in den Hotspots eine nächtliche Ausgangssperre von 22 bis 6 Uhr verhängt wurde.

Nach Einschätzung der Freien Wähler sind die Maßnahmen »ineffizient und unverhältnismäßig«, wie ihr Landtagsfraktionschef Péter Vida am Mittwoch kritisierte. Ein geeignetes Mittel wäre der Distanzunterricht, aber da habe die Regierung die technische Ausstattung »in sträflicher Weise unterlassen«. Auch genüge es nicht, wenn die Pflegekräfte durchgeimpft sind, weil sie das Virus trotzdem in Seniorenheime und Kliniken einschleppen könnten. Nötig seien Tests auch der geimpften und genesenen Mitarbeiter, so die Freien Wähler. Zuvor hatte Linksfraktionschef Sebastian Walter erneut tägliche Tests in den Schulen gefordert.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.