Arbeitsmarkt trotzt der vierten Corona-Welle

Novemberzahlen belegen positive Entwicklung - doch angesichts der Pandemie mehren sich Sorgen

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Scheinbar unbeeindruckt von der vierten Corona-Welle präsentiert sich der Arbeitsmarkt in der Hauptstadtregion robust. Im November registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) sowohl in Berlin als auch in Brandenburg eine weiterhin rückläufige Zahl arbeitsloser Menschen sowie einen anhaltend großen Arbeitskräftebedarf.

»Der positive Trend am Arbeitsmarkt hat in der Region auch im November angehalten«, sagt Ramona Schröder, Chefin der BA-Regio᠆naldirektion Berlin-Brandenburg, am Dienstag anlässlich der Veröffentlichung des monatlichen Arbeitsmarktberichtes. »In Berlin und in Brandenburg ist die Arbeitslosigkeit erneut gesunken. Brandenburg hat nach dem zwischenzeitlichen Anstieg bereits das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht.«

Den Angaben zufolge waren im November insgesamt 250 452 Menschen in der Hauptstadtregion arbeitslos gemeldet, 6858 weniger als im Oktober. Dabei sank die Arbeitslosenquote in Berlin auf 8,9 Prozent (vor einem Jahr 10,1), in Brandenburg auf 5,2 Prozent (6,0) - bundesweit betrug der Wert 5,1 Prozent. Im Flächenland Brandenburg gibt es große regionale Unterschiede bei der Arbeitslosigkeit - mit 9,5 Prozent verzeichnete die Uckermark landesweit die höchste Quote. Berlin kämpft mit einer seit Pandemiebeginn wachsenden Langzeitarbeitslosigkeit.

Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) mahnte daher: »Nicht erst seit Corona ist es wichtig, dass möglichst viele Berlinerinnen und Berliner Zugang zu Weiterbildung haben. Aber die Pandemie und die damit einhergehenden Veränderungen haben die Qualifizierung noch wichtiger gemacht.«

Anlass zur Sorge sieht auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). So betonte DGB-Landeschef Christian Hoßbach: »Trotz aller Unsicherheiten wegen Corona müssen wir mit Blick auf die Transformation der Wirtschaft jetzt Lösungen für die großen Zukunftsfragen auf den Weg bringen.« Es sei gut, dass die Möglichkeiten zum erleichterten Zugang und zur Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld erneut bis zum 31. März 2022 verlängert wurden. »Zur Bekämpfung der nach wie vor hohen Langzeitarbeitslosigkeit in Berlin ist es ein Lichtblick, dass endlich der Vermittlungsvorrang in Arbeit vor einer beruflichen Aus- und Weiterbildung abgeschafft werden soll.«

»Bislang hat der Arbeitsmarkt in der Hauptstadtregion der vierten Corona-Welle getrotzt«, sagte Alexander Schirp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg. »Auch die Liefer-Engpässe in vielen Branchen bremsen die Personalnachfrage der Unternehmen bislang nicht spürbar.« Mit Blick auf die Corona-Situation, die sich im Laufe des November weiter zugespitzt hat, warnte er vor einer drohenden Eintrübung der Lage.

Mahnende Worte kamen auch von der Industrie- und Handelskammer (IHK): »Die Perspektive auf die kommenden Wintermonate sieht aber weniger rosig aus, denn aufgrund der verschärften Pandemiesituation rechnet der Handel schon jetzt mit Umsatzverlusten für die Weihnachtszeit«, erklärte Jörg Nolte, Geschäftsführer Wirtschaft und Politik der IHK Berlin. »Und auch Gastronomie, Hotellerie und Veranstaltungswirtschaft kämpfen mit Pandemieauflagen.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.