Weniger S-Bahnen wegen Corona

Zusatzzüge wegen hohen Krankenstands gestrichen – auch Potsdam dünnt den Fahrplan aus

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Hinter dem zweiten Türchen des S-Bahn-Adventskalenders lauert eine unliebsame Überraschung. Ab diesem Donnerstag werden auf drei Linien die Verstärkerfahrten im Berufsverkehr vorerst bis Jahresende gestrichen. Der Grund ist laut einer Pressemitteilung der erhöhte Krankenstand unter den Lokführern.

Bei stabil über zehn Prozent liegt die Quote der Krankmeldungen beim Fahrpersonal inzwischen laut nd-Informationen. Der Anstieg soll in der vergangenen Woche begonnen haben, »besonders nach Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz«, wie es in einer intern verschickten Vorabinformation heißt. Seit 24. November dürfen nur noch genesene, geimpfte oder negativ getestete Menschen an ihre Arbeitsplätze, sofern es sich nicht um Homeoffice handelt. Es sei laut S-Bahn nicht absehbar, dass der Krankenstand kurzfristig wieder auf ein normales Maß zurückgeht.

Eine so hohe Quote krank gemeldeter Lokführer kann die S-Bahn auch nicht mehr durch die Umdisponierung von Personal ausgleichen, heißt es. »Um häufige Zugausfälle über das Netz verteilt zu vermeiden und um den Fahrgäst*innen ein planbares Angebot zu bieten, sind wir leider gezwungen, wie im Frühjahr 2020 das Angebot leicht zu reduzieren«, schreibt S-Bahn-Chef Peter Buchner in der Vorabinformation.

Konkret entfallen wochentags auf der S1 die Zusatzfahrten zwischen Potsdamer Platz und Zehlendorf, auf der S3 die Expressfahrten zwischen Friedrichshagen und Ostbahnhof und auf der S5 werden die Zusatzfahrten zwischen Mahlsdorf und Ostbahnhof gestrichen. Sie verkehren jeweils morgens und nachmittags im 20-Minuten-Takt. Der reguläre Zehn-Minuten-Takt auf den Strecken soll jedoch erhalten bleiben.

Am Wochenende sollen bis Jahresende sogar drei Linien ganz entfallen: S26 (Teltow Stadt-Waidmannslust), S45 (Flughafen BER-Südkreuz) und S85 (Grünau-Pankow). Diesen Samstag soll die S85 allerdings noch fahren. »Der Einschnitt ist an den Wochenenden stärker, da wir tarifvertraglich bedingt an diesen Tagen ohnehin schwächer aufgestellt sind und weniger Reserven haben«, begründet das S-Bahn-Chef Buchner.

Unterm Strich betrage die eng mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg abgestimmte Kürzung drei Prozent des Fahrtangebots, 97 Prozent würden weiter erbracht. »Wenn es die Personalverfügbarkeit zulassen sollte, werden wir das Angebot kurzfristig wieder aufstocken«, verspricht Buchner.

Beim Berliner Fahrgastverband IGEB ist man natürlich alles andere als angetan von den Kürzungen. »Die IGEB begrüßt aber die offene Kommunikation der S-Bahn zu den Problemen mit dem Krankenstand«, sagt deren stellvertretender Vorsitzender Jens Wieseke zu »nd«.

Auch die Verkehrsbetriebe Potsdam kämpfen mit Fahrermangel. Deswegen wird die Straßenbahn in der kommenden Woche dort nach Ferienfahrplan fahren, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. »Die grundsätzlich angespannte Personalsituation wird derzeit durch zunehmende Corona-bedingte Abwesenheiten von Fahrer*innen, beispielsweise durch Quarantäneregelungen in deren Umfeld, verschärft«, heißt es.

»Wir können alle Linien noch bedienen«, sagt Petra Nelken, Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zu »nd«, auch wenn der Krankenstand derzeit »jahreszeitlich bedingt« erhöht sei. »Vor allem die Betreuung der eigenen Kinder erweist sich für unsere Beschäftigten als Problem«, so Nelken weiter. »Es hat sich als goldrichtige Entscheidung erwiesen, dass unser Medizinischer Dienst ein eigenes Impfangebot gemacht hat«, konstatiert sie.

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