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Bäume im Klimastress
Brandenburgs Waldzustandsbericht 2021 zeugt nur von leichter Entspannung
Wenn man erstmals in diesem Jahr durch einen so märchenhaften Winterwald streift, sieht man den schneebedeckten Kiefern, Eichen und Birken ihr Leiden eigentlich nicht recht an. Selbst Brandenburgs Forst- und Klimaschutzminister Axel Vogel (Grüne) konnte sich diesem Zauber am Donnerstagvormittag nicht gänzlich entziehen. Dennoch fasste er die Situation, in der sich auch der Landeswald gleich hinter dem Potsdamer Telegrafenberg derzeit befindet, so zusammen: Dieser Wald ist gestresst. Und das, obwohl das zu Ende gehende Jahr nach drei Dürrejahren doch etwas Entspannung gebracht haben sollte.
Vogel hatte Pressevertreter zu dem Vor-Ort-Termin im Freien gebeten, um gemeinsam mit Mitarbeitern der Forstverwaltung den »Waldzustandsbericht 2021« - den bereits dreißigsten seit Bestehen des Landes Brandenburg - vorzustellen. Zum besseren Verständnis demonstrierte Rainer Hentschel vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) an den umstehenden Bäumen, mit Blick in deren Kronen, den unterschiedlichen Grad der inzwischen eingetretenen Schädigung. Viele Birken sind abgestorben, manche Eichen und auch etliche Kiefern sind schwer angeschlagen.
Zwar waren die Witterungsbedingungen für den Wald zuletzt etwas günstiger als in den Vorjahren, sodass der Anteil der deutlich geschädigten Bäume leicht zurückgegangen ist. »Aber auch der Anteil an gesunden Bäumen hat sich verringert. Die Situation ist also weiter angespannt«, sagte der Forstminister.
»Es ist zu verzeichnen, dass wir nach wie vor einen gestressten Wald haben, der durch die klimatischen Ereignisse geschädigt ist, der immer noch darunter leidet, dass wir Niederschlagsdefizite in den letzten Jahren hatten«, so Vogel. Auch 2021 habe es einige Dürremonate gegeben, was sich in einer weiterhin zu niedrigen Bodenfeuchte niederschlage. »Es dauert ja auch einige Zeit, bis diese Niederschläge durchsickern.«
Obgleich die »klimatische Wasserbilanz« für 2021 alles in allem relativ positiv sei: Insgesamt unterscheide sich der diesjährige Waldzustand nur geringfügig von dem im vergangenen Jahr, schätzt das Ministerium ein. »Der Anteil der Waldfläche mit deutlichen Schäden ist im Vergleich zu 2020 um drei Prozent zurückgegangen und liegt jetzt bei 22 Prozent«, heißt es. Gegenüber 2019 sei dieser Wert sogar um 15 Prozentpunkte niedriger. Allerdings sei auch der Anteil der Bäume ohne sichtbare Schäden 2021 geringer ausgefallen. »Gegenwärtig sind nur zwölf Prozent der Waldbäume dieser Kategorie zuzuordnen.« 2020 waren es 15 Prozent.
Verschlechtert habe sich der Zustand der Wälder generell. Die stärksten Schäden wiesen Eichen und Buchen auf. Am wenigsten geschädigt sei noch die Kiefer, doch auch hier sei nur jede zehnte gesund. »Dies ist ein deutliches Zeichen, wie extreme Witterungsereignisse und ihre Folgeschäden auch die Vitalität von bisher trockentoleranteren Baumarten mindern«, so Axel Vogel.
Positiv sei, dass es in den Wäldern deutlich weniger gebrannt habe. »Wir hatten in diesem Jahr 158 Brände, aber die Schadfläche ist mit 34 Hektar minimal gewesen«, sagte er. Im Dürrejahr 2018 habe man die dreifache Zahl an Waldbränden und das Fünfzigfache an geschädigten Flächen verkraften müssen. Insekten und Pilze haben die durch Trockenheit, Hitze und Stürme geschwächten Bäume jedoch geschädigt. Seit 2018 sind fast vier Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen. Seit 2019 sind 8000 Hektar Kahlflächen entstanden, die wiederbewaldet werden müssen. »Der Waldumbau und die Wiederbewaldung abgestorbener Baumbestände sind deshalb herausfordernde Aufgaben für die Försterinnen und Förster sowie für die Waldbesitzenden«, sagte Vogel.
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