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  • Grüne in Schleswig-Holstein

Delegierte düpieren Landeschefin Ann-Kathrin Tranziska

Partei will in Schleswig-Holstein stärkste Kraft werden. Doch auf einem Parteitag zeigte sich nun Unzufriedenheit mit einer Spitzenfrau

  • Dieter Hanisch, Neumünster
  • Lesedauer: 3 Min.

Ständig steigende Mitgliederzahlen, eine gut gefüllte Wahlkampfkasse und ein kämpferisches Spitzenduo – die Stimmung im nördlichsten Landesverband der Grünen könnte eigentlich nicht besser sein. Doch die rund zwölfstündige Listennominierung bei einem Hybrid-Parteitag am Wochenende, die mit 14 Festlegungen nur ein erster Teil ist, weil man mit 26 Listenplätzen in die Wahl gehen möchte, wurde zum persönlichen Drama für Ann-Kathrin Tranziska. Die 47-Jährige aus dem Kreis Pinneberg, seit 2017 an der Spitze der schleswig-holsteinischen Grünen, bewarb sich bei jeweiligen Kampfkandidaturen nacheinander für die Listenplätze 5, 7 und 9. Sie fiel aber jedes Mal durch, ehe sie völlig frustriert ihren Bewerbungsmarathon aufgab.

Bei der Vergabe der Plätze 1 bis 3 herrschte noch friedvolle Eintracht, weil es keine Gegenkandidaturen gab. Monika Heinold geht als Spitzenkandidatin und dem Anspruch ins Rennen, Ministerpräsidentin zu werden. Seit 2012 ist sie Finanzministerin in Schleswig-Holstein. Auf Listenplatz 2 folgt Aminata Toure. Die selbstbewusste 29-Jährige hat bereits angekündigt, dass sie sich zutraut, in der neuen Legislaturperiode den Fraktionsvorsitz im Kieler Landtag zu übernehmen. Vor viereinhalb Jahren startete ihre Karriere im Landesparlament. Seit 2019 ist sie Landtagsvizepräsidentin und war in Berlin an den Koalitionsverhandlungen mit SPD und FDP beteiligt. Die Frauen-Power für den Wahlkampf wird komplettiert durch Eka von Kalben auf Listenplatz 3, aktuell Fraktionschefin der Landtagsgrünen, die aber bereits angekündigt hat, den Posten nach der Wahl am 8. Mai zu räumen.

Ab Listenplatz 4 gab es dann nur noch Kampfkandidaturen, bei denen mit Andreas Tietze ein weiterer Alt-Grüner, immerhin seit 2009 Landtagsabgeordneter, auf der Strecke blieb. Was auffällt: Nur fünf der jetzigen zehn Abgeordneten können über die Listenabsicherung mit einem Einzug auch in den nächsten Landtag rechnen. Misstöne zur Listenbesetzung wurden unterdessen an der eigenen Basis laut, dass der Kreisverband Kiel überproportional stark vertreten sei.

Erklärtes Ziel vom Ko-Landesvorsitzenden Steffen Regis für den 8. Mai sind mindestens 15 Sitze. Sein durchaus angebrachter Optimismus stützt sich dabei auf die letzten Ergebnisse und Prognosen. Bei der Europawahl 2019 wurden die Grünen erstmals bei Wahlen stärkste Kraft in Schleswig-Holstein. Sie landeten bei beachtlichen 29,1 Prozent. Bei der Bundestagswahl im September erreichte die Partei immerhin noch 18,3 Prozent in Schleswig-Holstein. Damit waren die Nord-Grünen noch vor Baden-Württemberg der bundesweit erfolgreichste Landesverband in einem Flächenland. Die jüngste Meinungsumfrage zur Landtagswahl verortet die Partei bei 18 Prozent. Deutlich vorne liegt allerdings die SPD mit 28 Prozent.

Die Nord-Grünen haben aktuell 5567 Mitglieder und sie haben zunächst ein Wahlkampfbudget von 500 000 Euro in der Landeskasse eingepreist. Bei der bislang letzten Landtagswahl im Jahr 2017 kamen sie auf 12,9 Prozent der Stimmen und entschieden sich dafür, zusammen mit CDU und FDP eine Koalition zu bilden, die vom CDU-Politiker Daniel Günther angeführt wird. Im Übrigen geht die FDP mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz als Spitzenkandidat in die Wahl. Man rechnet sich Zuspruch zwischen 14 und 15 Prozent aus. Auch der von der Fünf-Prozent-Hürde befreite Südschleswigsche Wählerverband hat schon seine Landesliste gewählt. Ganz vorn steht wie bereits 2017 Lars Harms.

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