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Turbo-Impfung soll Omikron stoppen
Großbritannien will Coronawelle mit 20 Millionen Drittimpfungen bis zum Jahresende brechen
Die Omikron-Variante breitet sich in Großbritannien mit rasender Geschwindigkeit aus. Doch die Regierung von Boris Johnson verbreitet noch Optimismus und glaubt mit einigen zusätzlichen Maßnahmen vorgesorgt zu haben. Am Sonntagabend richtete sich Boris Johnson mit alarmierenden Worten an die Nation. »Eine Omikron-Flutwelle kommt auf uns zu«, sagte der Premierminister in einer Fernsehansprache. Kurz zuvor war die Covid-Alarmstufe von drei auf vier angehoben worden, was bedeutet, dass sich die Pandemie rasant ausbreitet und der Gesundheitsdienst Gefahr läuft, überwältigt zu werden. »Wir stehen vor einem Notstand in unserem Kampf gegen die neue Omikron-Variante«, sagte Johnson.
Die Covid-Fallzahlen sind in den vergangenen Tagen deutlich angestiegen. Am Freitag wurden über 58 000 Neuinfektionen gemeldet, das ist die höchste Zahl seit Januar, am Dienstag waren es noch über 53 000. Bislang sind in Großbritannien rund 5000 Omikron-Fälle registriert worden - aber die wirkliche Zahl dürfte dramatisch höher liegen: Gesundheitsminister Sajid Javid sagte am Dienstag, dass sich bereits geschätzte 200 000 Britinnen und Briten mit Omikron infiziert haben. Rund 40 Prozent der Fälle in London dürften aufs Konto von Omikron gehen. Die Variante breite sich »mit phänomenaler Geschwindigkeit« aus, sagte Javid. Laut Gesundheitsexperten verdoppelt sich die Zahl der Omikron-Fälle alle zwei bis drei Tage; die Mutante könnte innerhalb weniger Wochen dominant sein in Großbritannien.
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Derzeit liegen zehn Omikron-Patientinnen und -Patienten in britischen Krankenhäusern; am Montag bestätigte die Regierung, dass eine Person gestorben ist. Ob die Krankheitsverläufe bei Omikron in der Regel milder sind als bei Delta ist derzeit noch unklar. Aber allein die Tatsache, dass die neue Mutation viel ansteckender ist als die bisherigen, gibt den Gesundheitsbehörden Anlass zur Sorge.
Bereits jetzt sind die Krankenhäuser nah an der Belastungsgrenze. »Für diese Jahreszeit ist der NHS bereits voller als je zuvor«, sagte Chris Hopson, Vorsitzender des Verbands der Gesundheitsanbieter. »Das macht uns Sorgen, denn wir stehen noch vor dem traditionellen Winterhöhepunkt, der jeweils im Januar kommt.« Auch wenn sich herausstellen sollte, dass die Omikron-Erkrankung weniger ernst ist als jene durch Delta, könnte die drohende Welle den Gesundheitsdienst dennoch überwältigen, sagte Gesundheitsminister Javid.
Besonders alarmiert sind die Gesundheitsbehörden, weil sich Omikron dem Impfschutz ein Stück weit entziehen kann. Das zeigt eine vorläufige Studie der britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency, die am Freitag publiziert wurde. Demnach schützt eine AstraZeneca-Impfung 25 Wochen nach der zweiten Dosis noch zu rund 40 Prozent gegen eine Erkrankung durch Delta - aber weniger als zehn Prozent gegen Omikron. Eine ähnliche Reduktion der Wirksamkeit ist bei der Pfizer-Impfung festzustellen. Eine dritte Dosis beider Impfstoffe hingegen setzt die Wirkung auf 70 bis 75 Prozent herauf.
Deshalb sei die dritte Booster-Impfung entscheidend, sagte Johnson am Sonntag. Entsprechend hat die Regierung eine massive Forcierung der Impfkampagne lanciert, um die Omikron-Welle einzudämmen. Sie spricht vom »Omikron-Notfall-Schub«: Bis Ende des Jahres sollen sich alle Erwachsenen zum dritten Mal impfen lassen können - einen Monat früher als bislang geplant. Das ist überaus ambitioniert, denn das wären rund 20 Millionen Menschen, also rund eine Million Dosen pro Tag. Dergleichen habe das Land seit Beginn der Impfkampagne noch nicht gesehen, räumte Johnson ein; vergangene Woche lag der Durchschnitt bei knapp 400 000 täglichen Dosen. Der Andrang in den Impfzentren ist riesig, am Montag und Dienstag warteten die Briten vor manchen Krankenhäusern mehrere Stunden auf ihren Auffrischungspiks.
Abgesehen von Maskenpflicht in Innenräumen und der Anweisung, wenn möglich von zu Hause zu arbeiten, verzichtet die Regierung derzeit auf schärfere Maßnahmen. Aber Wissenschaftler warnen, dass der Fokus auf die Impfkampagne zu kurz greifen könnte. Experten von der London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHT) haben kalkuliert, dass Omikron auch in einem optimistischen Szenario im neuen Jahr zu 2000 täglichen Hospitalisierungen führen könnte - und im schlimmsten Szenario würden bis zum Frühjahr Zehntausende Todesopfer zu beklagen sein. »Maskentragen, Social Distancing und Booster sind wichtig, aber unter Umständen reichen sie nicht aus«, sagte Rosanna Barnard von der LSHT.
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