- Berlin
- Digitalisierung und Coronavirus-Eindämmung
Pandemie schleift Datenschutz
Wenn Covid-19 erfolgreich eingedämmt ist, muss der Datenschutz erneuert werden
Wer nicht alles meine Daten haben dürfte nach fast zwei Jahren Pandemie. Meine Anschrift steht auf zahllosen Zetteln, die Gastronomiebetriebe oder Restaurants irgendwo gelagert haben könnten. Die Hinterlegung von Daten gehört zum Alltag, ob im Schwimmbad, beim Shoppen oder bei der Terminabsprache für Fahrradreparaturen. Dass die sensiblen Informationen datenschutzkonform behandelt werden, dürfte allein wegen der Fülle der Datenerhebungen unwahrscheinlich sein. Doch was man nicht alles macht, um die Pandemie möglichst effektiv einzudämmen!
Nur: Wie der Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin vor Kurzem im SWR darlegte, sind die Datensätze für eine effektive Pandemiebekämpfung viel zu unzureichend. Der Datenschutz habe viel verhindert in den vergangenen zwei Jahren, heißt es. Schließlich könnten noch exaktere Daten eine deutlich bessere Bekämpfung der Pandemie möglich machen. Bei Debatten über mögliche Impfregister wird das Thema demnächst garantiert wieder aufploppen.
Etwas anders gelagert sind indes die aktuellen datenschutzrechtlichen Probleme der Studierenden an der Freien Universität (FU). Auf ihren Druck hin steht nun fest, was für zweifelhafte Software für die digitalen Semester angeboten wird. Auf einer ganzen Seite im Internet hat die Datenschutzbehörde datenschutzkonforme Hinweise für die Nutzung von Programmen in der Pandemie zusammengefasst. Nur, wer beachtet das? Allein die Feststellung, dass eine Software nicht datenschutzkonform ist, dürfte zunächst wenig ändern. Angesichts der grassierenden Pandemie dürfte die Zahl digitaler Seminare sogar wieder zunehmen.
Klar ist: Wenn die Pandemie dann irgendwann mal vorbei ist, muss das große Aufräumen stattfinden. Der laxe Umgang mit den Daten darf die Pandemie nicht überstehen.
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