Das ist keine Freiheit

Louisa Theresa Braun kritisiert den Freiheitsbegriff der Querdenker*innen.

  • Louisa Theresa Braun
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Proteste von Impfgegner*innen, Corona-Leugner*innen, Querdenker*innen und das Vokabular, mit dem sie mobilisieren, zeigen, welche Macht die Sprache hat. Sie reden davon, ihre Freiheit und körperliche Unversehrtheit zu verteidigen, während Politik, Wissenschaft und Medien angeblich eine Diktatur errichten und zwangsimpfen wollen. Damit wird ein Gut-Böse-Schema konstituiert, das wenig Interpretationsspielraum zu lassen scheint.

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Dabei umfasst gerade der aufgeladene Begriff der Freiheit ein komplexes Feld von Bedeutungen. Die Impfgegner*innen beziehen sich wohl vor allem auf die der Handlungsfreiheit. Sie betrachten sich als frei, wenn ihr Handeln ihrem eigenen Willen entspricht, zum Beispiel dem, sich nicht impfen zu lassen. Es handelt sich also um eine äußerst ichbezogene, egozentrische Interpretation von Freiheit. Mit dem Freiheitsbegriff des Philosophen Immanuel Kant, auf den die Querdenken-Bewegung sich so gerne beruft, hat das wenig zu tun, da dieser sich vor allem auf eine Vernunft bezieht, die eine moralische Pflicht darstellt.

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Die Missachtung sämtlicher Corona-Regeln verstößt gegen diese Pflicht. Denn moralisch wäre die Achtung vor unserem Gesundheitssystem und vor denjenigen, die unter den pandemiebedingten Einschränkungen am meisten leiden. Die körperliche Unversehrtheit von Kranken und überlasteten Eltern oder Pflegekräften wird bei der so instrumentalisierten Freiheit nicht berücksichtigt.

Auch der Euphemismus »Spaziergang« für Aufmärsche mit Rechtsradikalen verdeutlicht die sprachliche Realitätsverzerrung. Gut, dass so viele engagierte Menschen in Berlin, Potsdam und in anderen Städten dieser Strategie öffentlich einen Strich durch die Rechnung machen.

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