Tagespflege im alten Haus der Freimaurer

530 000 Euro Fördermittel für ein Baudenkmal in Spremberg

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

»Es war ein verfallenes, vielleicht ein verwunschenes Haus. Es hat auf eine neue Nutzung gewartet«, sagt Sprembergs Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos) über das ehemalige Domizil einer Freimaurerloge an der Karl-Marx-Straße. 1835 ursprünglich für die Schützengilde gebaut, diente es auch als Tuchfabrik und stand zuletzt 20 Jahre lang leer. 2018 kauften die Bauunternehmerin Corinna Reifenstein und ihr Mann das imposante, aber völlig heruntergekommene Gebäude von der Stadt und sanierten es in den folgenden beiden Jahren für drei Millionen Euro. Inzwischen sind ein Schlaflabor, ein Büro für Medizintechnik, ein Sanitätshaus und eine Tagespflege eingezogen. Es gibt auch ein Bereitschaftszimmer für Ärzte. Das Treppenhaus sieht wieder so aus wie einst. Dazu tragen die restaurierten Geländer aus dunklem Holz, die aufgearbeiteten Heizkörper und eine fast 200 Jahre alte Flügeltür bei. Möglich gemacht wurde dies alles zu einem Teil mit 530 000 Euro Fördermitteln vom Land Brandenburg.

13 944 Baudenkmale gibt es im Bundesland - und es fällt nicht immer leicht, sie zu erhalten. So kostete es einige Anstrengungen, dass nach 1990 noch keine einzige denkmalgeschützte alte Kirche abgerissen wurde, wie Landeskonservator Thomas Drachenberg am Montag anlässlich einer Bilanz der Denkmalpflege erläutert. Mit gemeinsamen Bemühungen werde das auch künftig zu verhindern sein, meint er. Der Schlüssel zum Erfolg: »Kirchen sind eigentlich 800 Jahre alte Dorfgemeinschaftshäuser.« Als Treffpunkte können sie von allen Dorfbewohnern genutzt werden, wenn sie für Gottesdienste nicht mehr erforderlich sind, weil es kaum noch Christen gibt.

39 Millionen Euro habe das Land Brandenburg im vergangenen Jahr für den Denkmalschutz aufgewendet, erzählt Kulturministerin Manja Schüle (SPD). Ihrer Ansicht nach war das auch eine Investition in den Klimaschutz. »Die Denkmalpflege ist die Mutter der Nachhaltigkeit«, argumentiert sie. Denn Sanieren, statt neu zu bauen, schone die natürlichen Ressourcen. 13 Millionen Euro hat Schüles Ressort dazugeschossen. Der Rest stammt aus dem Etat von Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU).

In den Genuss von 50 000 Euro gelangte der Förderverein Naturpark Barnim. Er setzt die Mittel zur Sanierung des historischen Kornspeichers auf dem Gelände des alten Berliner Stadtguts Hobrechtsfelde ein. Hobrechtsfelde liegt knapp jenseits der Grenzen der Hauptstadt auf brandenburgischem Territorium. Eng verbunden ist das Gut mit dem Arzt Rudolf Virchow, der im 19. Jahrhundert gegen die Ausbreitung von Seuchen kämpfte, und mit James Hobrecht, der damals eine Kanalisation plante. Das so aus der Metropole herausgeführte Abwasser wurde auf Feldern verrieselt, die noch bis in die 1980er Jahre beackert wurden. Der Förderverein des Naturparks Barnim steckte mittlerweile insgesamt 1,5 Millionen Euro in die Sicherung und Sanierung des turmartigen Speichers. 20 Prozent der Summe brachte der Verein aus Spenden auf, wie Architekt Stefan Woehrlin am Montag erläutert.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.