Araber in Israel

Für Yoseph Haddad ist Israel kein Apartheidsstaat

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

In Israel leben – einschließlich der Golan-Höhen und Ost-Jerusalem – 9 Millionen Menschen. 1,9 Millionen sind nichtjüdische Araber. Einer von ihnen ist Yoseph Haddad. Und er ist sauer auf die Organisation Amnesty International, die Israel in ihrem Bericht Apartheid vorwirft. Er sei von einem «großen Mediennetzwerk» angesprochen worden, um zu einer Debatte über den Amnesty-Bericht zu kommen, schrieb der Aktivist dieser Tage seinen 44 000 Followern auf Twitter. «Nach einer Minute kehrten sie zurück, um abzusagen, weil Amnesty zugestimmt hatte, mit einem Juden und nicht mit einem Araber zu debattieren.» Es sei schwer, gegenüber einem israelischen Araber wie ihm zu behaupten, dass es in dem Land Apartheid gebe.

Der Wahrheitsgehalt dieser Behauptung kann von Berlin aus schwerlich überprüft werden. Je nachdem, auf welcher Seite man im Nahost-Konflikt steht, wird man ihm mehr oder weniger Glauben schenken. Dabei hat es Haddad, der sich mit seinem Verein «Together – vouch for each other» für mehr Verständnis zwischen arabischen und jüdischen Israelis einsetzt, nicht nötig zu lügen. Er konnte seinen Standpunkt etwa in der renommierten «Jerusalem Post» deutlich machen. Amnesty mache keinen Unterschied zwischen israelischen Arabern und Palästinensern, schreibt er dort. Palästinenser lebten im Westjordanland unter der Autonomiebehörde und im Gaza-Streifen unter der Hamas. Er selbst habe als Israeli Anspruch auf die dieselben Rechte wie jeder Bürger Israels. Als Kommandant in der israelischen Armee unterstanden ihm Dutzende jüdische Soldaten. «Welche Art von ›Apartheid‹» würde es Arabern erlauben, Juden Befehle zu erteilen?«, fragt der 36-Jährige.

Was die Palästinenser betreffe, sei die Besatzung problematisch, aber sie basiere »nicht auf Rassendiskriminierung, sondern auf nationalen Konflikten«, schreibt Haddad. Amnesty ruft er am Ende auf, mit Arabern und Juden zusammenzuarbeiten, »um diese Konflikte auf friedliche Weise zu lösen«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.