Barrierefrei Potsdam besuchen

Aktualisierte Version eines Stadtführers für Touristen mit Handicap erschienen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

An der Terrasse zum Potsdamer Schloss Sanssouci beträgt die Steigung deutlich mehr als sechs Prozent. Bei Regen bilden sich rund um das 1744 erbaute Sommerschloss tiefe Pfützen - eine Besichtigung mit Elektrorollstuhl ist dann nicht möglich. Aber immerhin verleiht das Besucherzentrum Faltrollstühle, und es gibt eine behindertengerechte Toilette. Für Blinde gibt es ein Übersichtsmodell des Schlossparks, auf dem sie ertasten können, wie es hier aussieht.

Für Menschen mit Handicap sind das wertvolle Informationen. Zusammengefasst sind sie in einem speziellen Stadtführer: »Unterwegs in Potsdam«. Eine erste Fassung erschien 2016. Nun ganz frisch erschienen: eine aktualisierte Version in neuem Design und mit zusätzlichen Informationen, herausgegeben von der Stadtverwaltung.

Die Potsdam Marketing und Service GmbH, die hiesigen Verkehrsbetriebe und die Stiftung preußische Schlösser und Gärten haben mitgeholfen. Das Format und die Ringbuchbindung sind so ausgelegt, dass ein Rollstuhlfahrer den Stadtführer bequem auf seinem Schoß ausklappen kann. Für Sehbehinderte ist die Schrift größer, für geistig Eingeschränkte ist alles leicht verständlich formuliert.

Mit diesem Stadtführer wolle die Kommune »einen Beitrag zur Entwicklung des barrierefreien Tourismus leisten und deutlich machen, dass alle Menschen in Potsdam willkommen sind«, schreibt Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) im Vorwort. »Potsdam ist es wichtig, dass sich alle Menschen, egal ob mit oder ohne Behinderung, in unserer Stadt wohlfühlen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.«

»Zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung gehört selbstverständlich auch die Teilhabe an Kultur und Freizeit«, ergänzt die Behindertenbeauftragte Tina Denninger, »Gerade in historischen Städten wie Potsdam sind wir häufig mit baulichen Barrieren konfrontiert, die nur schwer oder gar nicht aus dem Weg zu schaffen sind. Umso wichtiger ist es aufzuzeigen, welche Wege und Orte barrierefrei zugänglich sind.« Das soll Touristen helfen, aber auch Einheimischen.

Für Personen mit Schwerbehindertenausweis gibt es den Stadtführer kostenlos in den Touristeninformationen am Alten Markt und im Hauptbahnhof sowie beim Büro für Chancengleichheit im Rathaus. Ansonsten wird er für 9,50 Euro verkauft. Der Band enthält aufklappbare Übersichtspläne, auf denen neben den Sehenswürdigkeiten auch Haltestellen von Bussen und Straßenbahnen sowie behindertengerechte Toiletten verzeichnet sind.

Vier Routen werden den Besuchern der Stadt vorgeschlagen. Demnach könnten sie die Parks Sanssouci, Neuer Garten und Babelsberg sowie die historische Innenstadt besichtigen. Sehenswürdigkeiten in der Nähe werden dabei gleich mit empfohlen, zum Beispiel im Fall des Neuen Gartens die Kolonie Alexandrowka mit ihren im russischen Stil erbauten Holzhäusern: »Das Haus Nr. 2 beherbergt ein kleines Museum. Man kann sich die Küche und Stube anschauen und sich ein Bild von den einfachen Lebensverhältnissen der damaligen Zeit machen«, heißt es.

»Unterwegs in Potsdam. Ein Stadtführer mit Hinweisen zur Barrierefreiheit in einfacher Sprache«, 84 S., 9,50 €.

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