- Brandenburg
- Brandenburgische Frauenwoche
Junge Frauen kehren der Lausitz den Rücken
Diesjährige Brandenburgische Frauenwoche wird nicht zufällig in der Neuen Bühne Senftenberg eröffnet
Gehen oder bleiben? So lautet das Motto der diesjährigen brandenburgischen Frauenwoche, die am Donnerstag mit einer Veranstaltung in der Neuen Bühne Senftenberg startet. 60 Termine gibt es bislang. Doch wegen der Corona-Pandemie ist die Frauenwoche nicht zeitlich begrenzt und es können noch das ganze Jahr hindurch Veranstaltungen hinzukommen. In normalen Zeiten standen rund 300 Veranstaltungen im Programm. Nun besteht die Möglichkeit, Termine auf den Sommer zu verschieben, wenn sich voraussichtlich wieder viele Personen treffen können, weil die Kontaktbeschränkungen fallen. Bereits am 22. Februar eröffnet wurde im Industriemuseum von Brandenburg/Havel in der August-Sonntag-Straße 5 die Wanderausstellung »Frauenarbeit, Frauenalltag, Frauenrecht«. Sie ist dort noch bis zum 3. März dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr zu besichtigen, endet also bereits, wenn die Frauenwoche offiziell erst startet.
Bei der Frauenwoche geplant sind auch Veranstaltungen wie eine Krimilesung, die oberflächlich betrachtet kein gleichstellungspolitisches Ziel haben, sondern Frauen nur ermöglichen sollen, beisammen zu sein und aufzutanken nach den schwierigen Jahren der Pandemie. Gerade die Mütter waren zusätzlichen Belastungen durch den Heimunterricht der Schulkinder ausgesetzt. Bereits im vergangenen Jahr hatte die brandenburgische Frauenwoche deshalb das Motto »Superheldinnen«, erinnert Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Montag, als auf das diesjährige Programm hingewiesen wird.
Gehen oder bleiben, diese Frage stelle sich in vielerlei Hinsicht, sagt Ministerin Nonnemacher. Verlässt die Frau einen unsensiblen oder sogar gewalttätigen Partner? Verlässt sie eine Firma, in der ihr keine Karrierechancen eingeräumt werden oder in der sie Sexismus erleben muss? Engagieren sich Frauen noch in der Politik, die wieder zunehmend von Männern dominiert wird? »Viele, viele Themen, die sich in diesem Motto wiederfinden«, meint Nonnemacher.
»Ob sie geht oder bleibt, hat sich wohl jede Frau schon einmal im Leben gestellt«, glaubt die Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg. Besonders vielleicht in der Lausitz, wo jede vierte junge Frau im Alter von 18 bis 29 Jahren mit ihrer Situation unzufrieden sei. Viele entscheiden sich dort, zu gehen und nicht mehr wiederzukehren.
Auch wenn die Sehnsucht nach der Familie und der Heimat groß ist: Attraktive Jobs bietet das schon mitten im Strukturwandel steckende Braunkohlerevier vor allem in klassischen Männerberufen, erläutert Verena Letsch vom Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg. Frauen wollten seltener Vollzeit arbeiten. Leider herrsche noch die Meinung, dass Führungspositionen nicht in Teilzeit ausgeübt werden könnten.
Programm der Frauenwoche im Internet unter frauenpolitischer-rat.de
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.