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Sachsens Dank bleibt Putin erhalten

Semperopernball will Ehrung von 2009 nicht zurücknehmen

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Orden, der Wladimir Putin in einer rauschenden Ballnacht 2009 in Dresdens Semperoper verliehen wurde, ist ein symbolträchtiges Stück Edelmetall: Er stehe, erklärt der Verein, der den Semperopernball ausrichtet, für den »Sieg des Guten über das Böse«. Gerade verkörpert Russlands Präsident, der einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, gewiss nicht das Gute. Den Orden aber darf er behalten. Forderungen, ihn nachträglich abzuerkennen, meint der Verein nicht nachkommen zu können. Zum einen ehre man damit Leistungen, die »im unmittelbaren zeitlichen Kontext zur Preisverleihung« stünden, heißt es in einer Erklärung. Zum anderen werde der Orden seit 2020 ohnehin nicht mehr vergeben. Er sei daher »Geschichte und kann nicht mehr verliehen oder aberkannt werden«.

Die Auszeichnung sollte dem 2006 wiederbelebten Ball Glanz und politische Bedeutung verleihen. Sie wurde zeitweise als »Sächsischer Dankesorden« bezeichnet; der Freistaat sah sich genötigt klarzustellen, dass es keine staatliche Auszeichnung ist. Zu den Trägern gehörten Prominente aus Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik: Kurt Masur, Michael Ballack, Hans-Dietrich Genscher. Kritiker sprachen freilich von einem »Faschingsorden«. 2009 sorgte dieser für eine kleine sächsische Staatsaffäre - wegen der Verleihung an Putin und des Umstands, dass Sachsens damaliger CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich die Laudatio hielt.

Die Ehrung erfolgte auf dem Höhepunkt des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine. Kritik kam auch von der Gesellschaft für bedrohte Völker mit Hinweis auf den Krieg in Tschetschenien. Bürgerrechtler erinnerten daran, dass Putin Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB und als solcher etliche Jahre in Dresden tätig war. Der Ballverein und sein Chef Hans-Joachim Frey ließen sich nicht beirren. Für sie war der Auftritt des damaligen russischen Regierungschefs auf dem Ball ein Coup. Frey, der zeitweise Operndirektor des Dresdner Hauses war und nach Stationen in Bremen und Linz ab 2018 ein Kulturzentrum im russischen Sotschi leitete, werden langjährige gute Kontakte zu Putin nachgesagt.

Die Geschichte des Ordens endete erst mit einem weiteren Fehlgriff 2020. Damals wurde Ägyptens Diktator Abd al-Fattah as-Sisi geehrt. Das katastrophale öffentliche Echo sorgte dafür, dass ihm der Orden kurz darauf wieder aberkannt wurde. Daran erinnerte jetzt Amnesty International. Bei Sisi sei die Aberkennung »ja offenkundig auch möglich« gewesen. Die ausweichende Reaktion im Fall Putin überzeuge nicht.

Dieser traf sich 2009 am Rande des Opernballs im Übrigen noch mit etlichen deutschen Chefredakteuren, wie der Ex-SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle damals notierte. Putin habe dabei eine »gefälligere Berichterstattung« über Russland gefordert und sich auch zum Streit mit der Ukraine geäußert. Ein Teilnehmer äußerte laut Nolle damals im Anschluss den Eindruck, Putins Äußerungen hätten nicht nach »Konzessionsbereitschaft« geklungen, sondern »eher nach dem unbedingten Willen, ein Problem final zu lösen«. 13 Jahre später klingt die Einschätzung so prophetisch wie gespenstisch.

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