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Das Ende eines Missverständnisses
Zirkus Europa: Die Ausgangsposition vor dem Rückspiel des FC Bayern gegen Salzburg erinnert an das Frühjahr 2019
Nun ja, Salzburg. Ein Gegner, über den sie früher in München nicht länger geredet hätten, wahrscheinlich überhaupt nicht. Einer, der gar nicht mal unter seinem eigenen Namen im europäischen Fußballzirkus antreten darf. Dieses Privileg gesteht die Uefa in diesem speziellen Fall nur der Leipziger Zentrale des kickenden Rotbrause-Imperiums zu, und das auch nur, weil RB in Leipzig offiziell für Rasenballsport steht. Wahrscheinlich war Thomas Müller gar nicht bewusst, was er da angedeutet hat mit seiner Bemerkung, die Bayern müssten gegen Salzburg »das Mia san mia rausholen«. Das komplette Zitat geht so: »Mia san mia, stärker wie die Stier«, und erst recht stärker als die roten Bullen aus Salzburg. Mei, wenn das die Uefa hört!
Früher schlicht Pokal der Landesmeister genannt, ist die Champions League heute inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Ein Blick auf den kommenden Spieltag.
Bayern Münchens Nationalspieler Thomas Müller hat am Samstag ein schönes Tor geschossen, dummerweise gegen seinen eigenen Torhüter, es war das 1:1 für den Gast aus Leverkusen im Spitzenspiel der Bundesliga. Die Münchner waren mit diesem Unentschieden gut bedient, und das macht ihnen nicht unbedingt Mut für das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League am Dienstag daheim gegen den in Europa so genannten FC Salzburg. Schon das Hinspiel war keine Offenbarung und brachte dem FC Bayern erst kurz vor Schluss ein schmeichelhaftes 1:1. Am Münchner Favoritenstatus zweifelt nach wie vor niemand. Aber wer die frechen Salzburger vor drei Wochen gesehen hat und die Bayern am Samstag gegen Leverkusen, der mag die Möglichkeit einer alpeninternen Sensation nicht mehr ausschließen.
Die Erinnerungen gehen zurück in das Frühjahr 2019, auch damals hatten die Bayern im Rückspiel des Achtelfinales Heimrecht und aus dem Hinspiel ein Unentschieden mitgebracht. Der Gegner vor drei Jahren hieß FC Liverpool und es wurde ein furchtbarer Abend für das Münchner Selbstverständnis. Nicht so sehr wegen der 1:3-Niederlage, so etwa passiert schon mal gegen ein europäisches Schwergewicht. Es war nur leider so, dass Liverpool nicht einmal besonders gut spielte, nur eine durchschnittliche erste Halbzeit hinlegte und auch in der zweiten eher bescheiden performte.
Dennoch liefen die Bayern nur noch hinterher, es fiel ihnen nichts mehr ein, weder auf dem Platz noch auf der Bank. Wer zehn Minuten vor Schluss zwei Tore braucht und den auf eine liebenswürdige Art unbeholfenen Portugiesen Renato Sanches auf den Platz schickt, der durfte sich über Mitleid nicht beschweren. Liverpool zeigte eine stabile Vorstellung und musste doch nie an seine Grenzen gehen. Dafür war Bayern München einfach nicht gut genug. Zu limitiert im Denken und in der Ausführung, als dass der ansprechenden Defensivleistung im Hinspiel ein offensives Äquivalent hätte folgen können.
Es war der Anfang vom Ende für Niko Kovac, das Missverständnis auf der Position des Münchner Cheftrainers. Der Kroate aus dem Berliner Arbeiterbezirk Wedding durfte die Münchner zu den obligatorischen Triumphen in der Bundesliga und im DFB-Pokal führen, aber als dann in der folgenden Saison das Personal nicht mehr mitziehen mochte, übernahm sein Assistent den Job. Unter Hans-Dieter Flick kehrten die Bayern zurück in den Mia-san-mia-Modus und wirbelten ganz Europa durcheinander. Beim europäischen Finalturnier in Lissabon, einer von Corona heraufbeschworenen Novität, siegten die Bayern 8:2 gegen den FC Barcelona und im Endspiel 1:0 gegen den FC Paris Saint-Germain. Keine Stier-Herde der Welt hätte sie damals aufhalten können und erst recht keine Mannschaft aus Salzburg, die in Europa nicht mal unter ihrem eigenen Namen antreten darf.
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