Verrückte (Zahlen)Welt

Daniel Lücking zum Sipri-Bericht über Rüstungslieferungen

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

»Globale Rüstungsexporte gesunken« – selten wirkte etwas entrückter als diese Überschrift zu den am Montag veröffentlichten Zahlen des Forschungsinstituts Sipri. Der Angriffskrieg, den Russland in der Ukraine führt, macht die Befassung mit einer kurzzeitig so interpretierbaren, eigentlich lobenswerten Entwicklung zur Makulatur. So betonte Sipri-Experte Siemon Wezeman denn auch: »Die Welt ist nicht sicherer als zu Beginn der 90er Jahre oder am Ende des Kalten Krieges.«

Eine Orientierung im Kriegs- und Rüstungsgeschehen dieser Tage zu geben, während wir gleichzeitig das menschliche Leid in der Ukraine vor Augen geführt bekommen, ist kaum möglich. Schützt die Ukrainer*innen, fordern viele. Es sei vermessen, den Menschen zu sagen, dass man keine oder eine angeblich nur schwache Hilfe senden will angesichts der bislang immer vertretenen moralischen Hoheit, was Menschenrechte angeht.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Zur Wahrheit dieser Kriegs- und Rüstungszeiten gehört aber, dass es keine Waffenlieferungen gibt, die verhindern, dass Menschen getötet werden. Es mag zynisch klingen: Statt nur aus russischen Waffen beschossen zu werden, würde die ukrainische Bevölkerung eben auch nicht vor den Wirkungen der Waffen in ukrainischen Händen geschützt sein und zwischen den Fronten stehen. Wer eine No-Fly-Zone befürwortet, nimmt in Kauf, dass das Kampfgebiet der ukrainische Luftraum wird und Fluggeräte auf die umkämpften Gebiete stürzen.

Wenn jetzt die Luftwaffe aus- und aufgerüstet wird, impliziert das auch die Drohung, dass ein Kriegseintritt samt Nuklearwaffeneinsatz der Nato wahrscheinlicher wird. Aus den vielen falschen Optionen wird am Ende eine falsche Option die Folgen bestimmen, die wir alle tragen. Unentschieden ist heute nur, wer mit den Folgen leben dürfen wird. Oder muss.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.