Linksbündnis »Historischer Pakt« gewinnt

Ex-Guerillero Gustavo Petro triumphiert bei den Parlamentswahlen in Kolumbien

  • Lesedauer: 3 Min.

Bogotá. In Kolumbien hat der linksgerichtete Oppositionspolitiker Gustavo Petro die Parlamentswahl für sich entschieden, während die rechtsgerichtete Regierungspartei von Präsident Iván Duque abgestraft wurde. Petros Linksbündnis »Historischer Pakt« wurde am Sonntag mit 17 der 102 Sitze stärkste Kraft im Senat und liegt mit 25 von 165 Sitzen im Unterhaus an zweiter Stelle.

Zugleich konnte sich der ehemalige Guerilla-Kämpfer der »M-19« bei den Vorwahlen seines Bündnisses für die Präsidentschaftswahl am 29. Mai klar durchsetzen. Petro gewann mit 80,5 Prozent der Stimmen, die Afrokolumbianerin Francia Márquez erzielte mit 15 Prozent ein viel beachtetes Ergebnis. Mit ihrem Fokus auf Feminismus, Umweltschutz und Antirassismus gilt sie vielen als Entdeckung dieser Wahlen.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Bei der Präsidentschaftswahl Ende Mai will sich Petro gegen den Mitte-rechts-Kandidaten Federico Gutiérrez, Ex-Bürgermeister von Medellín, sowie den Mitte-links-Kandidaten Sergio Fajardo, Ex-Gouverneur der Provinz Antioquia, durchsetzen.

Der Kandidat der Regierungspartei von Präsident Duque, Oscar Zuluaga, war in den Umfragen zuletzt abgeschlagen. Außerdem treten der unabhängige Kandidat Rodolfo Hernández und Ingrid Betancourt an, die schon 2002 kandidieren wollte. Sie wurde im Wahlkampf von der Farc-Guerilla entführt und erst nach sechs Jahren von den Streitkräften aus der Geiselhaft befreit. Ihr werden keine Chancen eingeräumt.

Gustavo Petro zeigte sich nach den Parlamentswahlen optimistisch: »Wir stehen kurz davor, die Präsidentschaft in der ersten Runde zu gewinnen«, erklärte er nach dem überzeugenden Abschneiden seines Linksbündnisses »Historischer Pakt« und dem Bekanntwerden der jüngsten Umfragen, die ihn weiter mit einem Vorsprung von über 20 Prozentpunkten vor allen Konkurrenten sehen. Im traditionell konservativen Kolumbien käme die Wahl des 61-jährigen Ex-Rebellen zum Präsidenten einem politischen Erdbeben gleich.

Im Unterhaus in Bogotá wurden zwar die Liberalen mit 32 Sitzen stärkste Kraft. Da Petro aber auch mit der Unterstützung der Comunes rechnen kann - der Partei, die aus der Auflösung der Farc-Rebellengruppe hervorgegangen ist - wird seine Bewegung mutmaßlich dennoch stärkste Kraft im kolumbianischen Kongress.

Duques rechtsgerichtete Partei »Demokratisches Zentrum« hatte bei der vorherigen Parlamentswahl 2018 die meisten Sitze im Senat erhalten. Dort landete sie nun auf Platz fünf. Im Unterhaus stellt sie künftig die viertmeisten Abgeordneten.

Lesen Sie auch: Kolumbien rückt nach links
Martin Ling über die Kongresswahlen und die künftige Präsidentschaft

Petro, der von 2012 bis 2015 Bürgermeister in der Hauptstadt Bogotá war und schließlich in den Senat einzog, kam 2018 in die Stichwahl, die er gegen Duque verlor. Seit der Corona-Pandemie ist das südamerikanische Land allerdings in eine schwere wirtschaftliche Krise geraten, und die Gewalt hat nach dem Friedensabkommen mit der Farc wieder deutlich zugenommen. Petro verspricht, sich von den traditionellen Eliten des Landes zu distanzieren und den Schwerpunkt auf den Umweltschutz und Reformen zu legen. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.