Eine überfällige Premiere Münchens Fußballerinnen

Die Frauen des FC Bayern empfangen Paris erstmals in der großen Arena

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 4 Min.

Beim Blick auf die digitalen Angebote des FC Bayern fällt in diesen Tagen die Omnipräsenz seiner Fußballerinnen auf. Allein auf der Internetseite des Vereins finden sich diverse Texte und Videos zu ihrem Hinspiel im Viertelfinale der Champions League gegen Paris Saint-Germain an diesem Dienstag. Darunter befindet sich auch ein Clip, in dem drei berühmte Fußballer des Vereins für die bisher weniger beachteten Kolleginnen werben: »Supportet unsere Frauen-Mannschaft«, sagt etwa Weltfußballer Robert Lewandowski. »Ab in die Arena!«, fordern Joshua Kimmich und Leroy Sané die Fans auf.

Der FC Bayern bewirbt das Spiel so massiv, weil es das erste seiner Fußballerinnen in der großen Münchner Arena sein wird, in der Frauen bisher nur im deutschen Nationaltrikot auflaufen durften. Nun sind nach Vereinsangaben bereits mehr als 10 000 Karten verkauft worden. Das Medieninteresse ist ebenfalls groß. Mit der fünfstelligen Zuschauerzahl wird der FC Bayern seinen Vereinsrekord bei Spielen seines Frauenteams vom 23. März 2017 deutlich überbieten. Damals kamen 7300 Zuschauer ins Stadion an der Grünwalder Straße, ebenfalls zu einem Viertelfinale gegen PSG.

Nun erhalten die Münchner Fußballerinnen erstmals Zugang zur ganz großen Bühne. Entsprechend euphorisch fällt die Vorfreude aus - jedenfalls auf den ersten Blick. Abwehrspielerin Hanna Glas spricht von einem »großartigen Zeichen«, Mittelfeldkollegin Giulia Gwinn bezeichnet die Premiere als »richtig coole Sache«, und Präsident Herbert Hainer freut sich auf »einen ganz speziellen Abend«.

Horcht man tiefer hinein in die Szene, ist bei vielen Kennern deutlich vernehmbar, dass eine derartige Chance auf so viel Beachtung überfällig war und sich viele mehr Unterstützung wünschen, gerade vom FC Bayern. Das klang bereits an, als Oliver Kahn das erste Arena-Spiel des eigenen Frauenteams als verdienten »Meilenstein« würdigte und die frühere Nationalspielern Verena Schweers mit einem neckischen Tweet auf den Vorstandsvorsitzenden reagierte. »Yes Oliver Kahn! Wieder mal ein schönes Statement von einem Offiziellen - Im Stadion hab ich dich aber noch nie gesehen ;-) Auf geht’s … pack’mas an!«, schrieb die 32-Jährige, die einst für den FC Bayern, den VfL Wolfsburg und den SC Freiburg spielte.

Der Tweet blieb nicht unbeachtet. Auf Nachfrage erklärt Schweers: »Er war mit einem Augenzwinkern versehen und auch so gemeint. Danach wurde das Thema größer gemacht als es war.« Aber natürlich wünsche sie sich Kahn im Publikum. Vor allem aber müssten Fußballerinnen hierzulande noch stärker und vor allem »nachhaltig gefördert werden«, betont sie. »Das Spiel in der Arena darf keine Eintagsfliege sein.« Es sei ein »guter Anfang, ich fände es super, wenn der FC Bayern auch im Frauenfußball als Vorreiter voranginge«.

Die internationale Konkurrenz trägt ihre großen Spiele längst in ihren größten Stadien aus. Fünfstellige Zuschauerzahlen sind dabei die Regel. Die Frauen von PSG hatten im Pariser Prinzenpark schon 2017 vor knapp 20 000 Menschen gekickt. Bei Atlético Madrid, Olympique Lyon, Juventus Turin oder Tottenham Hotspur kamen zwischen 30 000 und 60 000 Zuschauer zu den Spitzenspielen. Und für das Viertelfinalrückspiel in der Champions League zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid am 30. März im Camp Nou waren alle 85 000 Tickets in wenigen Tagen vergriffen. Damit wird im Vereinsfußball der Frauen ein neuer Weltrekord aufgestellt. Eine noch höhere Zuschauerzahl wurde nur beim WM-Finale 1999 zwischen den USA und China verzeichnet, als rund 90 000 Menschen ins Rose Bowl Stadium von Pasadena bei Los Angeles kamen.

Von derartigen Zahlen sind die Bayern und auch alle anderen deutschen Teams weit entfernt, erst recht in der Bundesliga. Die Münchnerinnen spielen sonst in einem kleinen Stadion am Nachwuchs-Campus, das 2500 Zuschauern Platz bietet. Am vergangenen Freitag kamen rund 1000 zum Duell gegen Eintracht Frankfurt. Viele Vereine haben noch mehr Mühe, ein nennenswertes Publikum für sich zu gewinnen. Das Spiel des FC Bayern in der großen Arena soll daher auch einen Beitrag leisten, um insgesamt mehr Aufmerksamkeit zu wecken. Auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wünscht sich mehr »Highlight-Spiele« in den großen Stadien. »Das muss doch selbstverständlich sein für Teams, die diese Infrastruktur haben«, sagte sie dem »Tagesspiegel«. Das sei »eine Frage der Wertschätzung«. Herbert Hainer nennt das Spiel eine »wichtige Zwischenstation«. Das heißt im Umkehrschluss: Man ist noch nicht am Ziel.

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