Die Dürre zwingt zu reden

Berlin und Brandenburg sprechen über Wasserversorgung

  • Wilfried Neiße, Potsdam
  • Lesedauer: 4 Min.

Der Weltwassertag an diesem Dienstag fällt in Berlin und Brandenburg in eine Dürrezeit. Den gesamten März ist beispielsweise in Küstrin-Kietz kein einziger Tropfen Niederschlag gefallen; in Berlin und Umgebung entspricht die Menge pro Quadratmeter gerade mal zwei kleinen Bieren. Derzeit sieht es so aus, als ob es bis Ende März trocken bleibt. Jeder kleine Windhauch bläst derzeit Spaziergängern in den Parks Staubwolken ins Gesicht, in vielen Gegenden ist der Boden außergewöhnlich trocken. Der vergleichsweise regenreiche Februar sorgte dafür, dass zumindest die Vegetation noch nicht vertrocknet.

Sieben Monate Regenfall fehlen

Die drei aufeinanderfolgenden Trockenjahre 2018 bis 2020 haben inzwischen zu »einem Rückstand von sieben Monaten in der Niederschlagsmenge« geführt, wie Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Montag auf einer Pressekonferenz des Umweltministeriums mitteilte. Wegen der klimatischen Verhältnisse sei Brandenburg trotz rund 3000 Seen und Hunderter Flusskilometer ein »wasserarmes Land«, legt der Minister im »Bericht zur Entwicklung und Bewirtschaftung der Grundwassermengen« dar. Auch wenn das laufende Jahr normale Niederschlagsmengen verspreche, könne der Ausgleich für den gesunkenen Grundwasserspiegel nicht gewährleistet werden.

Sein Haus arbeite gegenwärtig an einem Konzept, wonach die Grundwassernutzung der kommenden 30 Jahre nicht höher sein dürfe als die prognostizierte Menge des gleichzeitigen Wasserzuflusses, so der Minister. Schon jetzt werde aber punktuell mehr entnommen, als verträglich ist. »Wir müssen sehen, wie wir damit umgehen.« Zwar habe man nie aus dem Vollen geschöpft, doch müsse das für die Zukunft erst recht gelten.

Seit 50 Jahren sinkt der Wasserspiegel

Seit den 70er Jahren sinkt der Grundwasserspiegel in Brandenburg - vor allem in Höhenlagen des Flämings und im Barnim. Der Verzicht auf das Auspumpen des Wassers wegen des reduzierten Braunkohletagebaus sorgt hingegen dafür, dass in der Lausitz die Grundwasserpegel wieder ansteigen und sich auf das Niveau der Zeit vor dem Bergbau zubewegen.

Die Seen im Land speisen sich in der Regel aus dem Grundwasser, was zur Folge hat, dass bei sinkendem Grundwasserpegel auch der Spiegel der Seen zurückgeht. Zwar ist laut Minister nicht von einem Rückgang der Niederschlagsmenge über Brandenburg auszugehen, jedoch werde im Zuge der Klimaveränderung »die Verdunstung zunehmen«.

Zu DDR-Zeiten dreimal so hoher Verbrauch

Einen »unsichtbaren Schatz« nennt René Schenk vom Umweltministerium das Grundwasser. Bemerkenswert ist der Rückgang der Grundwasserstände, obwohl im Vergleich zu DDR-Zeiten mit einer Milliarde Kubikmeter pro Jahr inzwischen nur noch etwas über ein Drittel der Wassermenge entnommen wird. Das liegt an der großflächigen Deindustrialisierung und einem deutlichen Rückgang des Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft.

Doch Experten rechnen mit wieder zunehmender Bewässerung von Agrarflächen.

Der prognostizierte Bevölkerungszuwachs im Speckgürtel dürfte ebenfalls höhere Verbräuche nach sich ziehen. Zwar regnet laut René Schenk vom Ministerium ein Vielfaches mehr an Wasser über dem Bundesland ab als genutzt werde, allerdings verdunsteten 70 bis 80 Prozent des Regenwassers unmittelbar danach wieder. Inzwischen errichten erste Kommunen Anlagen zur Rückhaltung von Regenwasser. Minister Vogel nannte als Beispiel dafür die Landeshauptstadt Potsdam.

Bergbaufolgeseen kosten Lausitz Wasser

Mit dem Ziel, die Bergbau-Folgelandschaft in der Lausitz mit einer Vielzahl von Seen zu fluten, »sind wir nicht glücklich«, sagt Anke Herrmann, Abteilungsleiterin im Umweltministerium. Im Grundsatz lasse sich jetzt nichts mehr daran ändern, man könne lediglich die Seen tiefer anlegen und so verkleinern. Die Lausitz als niederschlagsärmste Region Brandenburgs wird durch die Verdunstung dieser Seen zusätzlich Wasser verlieren, glauben Fachleute.

Während es noch vor Jahren in der Debatte um Berlin lediglich darum ging, wie das überschüssige Regenwasser abgeleitet werden kann, ist die stabile Wasserversorgung der wachsenden Metropolenregion nun auch für Brandenburg ein ernstes Thema. Man sei »auf dem Weg zur Abstimmung«, um zu einem konstruktiven Miteinander zu kommen, sagt Abteilungsleiterin Herrmann. Im Auge behalten werden müsse der »hoch umstrittene« Bereich Strausberg und Erkner im Osten Berlins. Dort schaffen die Wasseransprüche der gigantischen Tesla-Fabrik auch im Bereich des Grundwassers eine neue Lage. Bislang hatte man keine Notwendigkeit gesehen, sich mit Berlin zu diesen Themen zu verständigen, fügt Minister Vogel hinzu. »Das hat sich in dieser Legislaturperiode grundsätzlich geändert.«

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