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Löhne bei Tesla rund 20 Prozent unter Tarif
Gewerkschaft IG Metall gratuliert zu Werkseröffnung und Betriebsrat, fordert aber weitere Schritte
Für die Gewerkschaft IG Metall ist die Eröffnung der Tesla-Autofabrik in Grünheide (Oder-Spree) eine »ausgezeichnete Nachricht«. Bezirksleiterin Birgit Dietze schwärmt: »In Grünheide arbeiten die Beschäftigten als Pioniere der Elektromobilität in einem weltweit führenden Werk an der Antriebstechnik des 21. Jahrhunderts. Diese Innovationskraft und die hohe Produktivität sind eine wichtige Voraussetzung für gute Arbeitsbedingungen und gute Löhne.«
Dietze gratuliert dem US-Konzern und seinem Boss Elon Musk. Sie gratuliert Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD), »ohne dessen unermüdlichen und hoch professionellen Einsatz diese Ansiedlung nicht möglich gewesen wäre«. Sie gratuliert besonders den Arbeitern, die »in kürzester Zeit und mit außerordentlich hohem Einsatz« die Fertigungsanlagen aufgebaut haben – unter größtenteils noch recht rauen Bedingungen in einer Fabrik mit unfertigen Hallen mit provisorischen Sozialräumen, Sanitäranlagen und Verpflegungseinrichtungen. Mit den Arbeitsbedingungen hinke Tesla im deutschen Vergleich noch hinterher. »Zu einem Unternehmen mit einem hohen ökologischen Anspruch gehören auch hohe soziale Standards«, erinnert Dietze. Mit der Wahl eines Betriebsrates habe Tesla den ersten Schritt gesetzt. Allerdings müssten dem ersten Schritt in die Mitbestimmungskultur weitere folgen. Die IG Metall als Gewerkschaft der Automobilarbeiter wolle, dass dieses Werk floriert. Gerade deshalb setze sie sich für Mitsprache der Belegschaft bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein.
Die IG Metall unterhält seit einigen Wochen ein eigenes Büro ganz in der Nähe des Werkes in Grünheide und berichtet von einem überraschend großen Interesse der Tesla-Kollegen, sich beraten zu lassen. Die Gewerkschaft schätzt nach den dort geführten Gesprächen, dass Tesla mit den gezahlten Löhnen rund 20 Prozent unter dem Tarif für die Metall- und Elektroindustrie Brandenburgs bleibt. Es sei ein Muster erkennbar: Bei Führungskräften und hoch qualifizierten Spezialisten zahle die Firma sehr gut, bei den Arbeitern in der Produktion sehe es anders aus. Zu beachten ist aber, dass Kfz-Mechatroniker in Autowerkstätten und kleinen Firmen der Region meist schlechter bezahlt werden. Deshalb konnte dort Personal abgeworben werden. Wie viele Tesla-Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind, dazu kann die IG Metall keine Auskunft geben.
Der Landtagsabgeordnete Thomas Domres (Linke) hält die Ansiedlung für eine »Riesenchance«. Die Linke freue sich über jeden Arbeitsplatz, der nach Tarif bezahlt wird, über jeden Arbeitsplatz mit guten und fairen Arbeits- und Lebensbedingungen und über eine starke Interessenvertretung der Beschäftigten. Die Linke freue sich auch über jeden Euro Steuern, den Finanzministerin Katrin Lange (SPD) und die Gemeinden einnehmen.
Eingetrübt sei die Stimmung, weil es viele offene Fragen zur Wasserversorgung der Fabrik gebe, viele ungelöste Probleme bei der Verkehrsanbindung und überhaupt bei der Infrastruktur. Die Linke, aber auch Landrat Rolf Lindemann (SPD) fragten immer wieder, wo und wann die Wohnungen für die bis zu 12 000 oder später sogar 20 000 Beschäftigten und ihre Familien entstehen sollen. Auf die Stimmung schlägt auch, dass es keine Zusage zu Tarifverträgen gebe und keinen Betriebsrat, »der die gesamte Belegschaft abbildet«, sagt Domres. Der Betriebsrat wurde gewählt, als Führungskräfte schon eingestellt waren, aber noch nicht so viele andere Beschäftigte. Etwas über 3000 sind es jetzt insgesamt. Eine dem Management nahestehende Liste erhielt 10 von 19 Sitzen.
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