- Sport
- Lia Thomas
Gegen den Strom
US-Schwimmerin Lia Thomas trotzt Vorwürfen, ihr Transsein sei unfair
Inter- und transgeschlechtliche Menschen haben es schwer in einer Welt, in der ihre Existenz teils geleugnet, meist ignoriert wird. Jüngstes Beispiel ist die US-amerikanische Schwimmerin Lia Thomas. Sie hat bei den US-College-Meisterschaften in Atlanta die 500 Yards Freistil gewonnen. Damit ist sie die erste trans Frau mit dem höchsten Titel der National Collegiate Athletic Association (NCAA). Der Wettkampf wurde jedoch von Kritik begleitet, die andauert. Der Grund: die Transgeschlechtlichkeit der Athletin. Diese würde den Wettkampf unfair machen, die Chancen seien durch einen physiologischen Vorteil nicht mehr gleich, der Frauensport würde so bedroht.
Es sind die üblichen Vorwürfe gegen trans Sportlerinnen, die so pauschal formuliert jedoch nicht zutreffen dürften: Lia Thomas outete sich 2018 gegenüber ihrer Familie und einige Zeit später auch öffentlich. 2019 begann die heute 22-Jährige eine Hormonersatztherapie, im Zuge derer sie Muskelmasse und Kraft verloren hat und sich die vorherige persönliche Bestleistungen verschlechterte. Seit 2021 darf Thomas für das Frauenteam der Universität von Pennsylvania antreten, an der sie studiert. Sie erfüllt alle geschlechtsspezifischen Richtlinien, um als Frau im NCAA-Schwimmen antreten zu dürfen und belegt bei Wettkämpfen gegen cis Frauen keinesfalls immer den ersten Platz. Ob das Transsein einer Person körperliche Leistung beeinflusst, sollte also im Einzelfall und von Expert*innen beurteilt werden.
Schluss mit queerpolitischem Stillstand - Tessa Ganserer ist trans und setzt sich im Deutschen Bundestag für die Rechte queerer Menschen ein. Denn es gibt noch viel zu tun.
Lia Thomas trotzt der Kritik und möchte jüngeren Sportler*innen zeigen: »Sie müssen sich nicht zwischen dem, was sie sind, und dem Sport, den sie lieben, entscheiden«, wie sie der »Sports Illustrated« sagt. Erica Sullivan, die 2020 olympisches Silber holte, schrieb zum Streit über Thomas: »Als Frau im Sport kann ich sagen, was die wirklichen Bedrohungen für den Frauensport sind: sexueller Missbrauch und Belästigung, ungleiche Bezahlung und Ressourcen sowie ein Mangel an Frauen in Führungspositionen.«
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!