Linke Karriere

Cansel Kiziltepe ist neue Chefin des SPD-Arbeitnehmerflügels

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Zu den positiven Veränderungen der SPD in den vergangenen Jahren zählt, dass nicht mehr alle Parteilinken an den Rand gedrängt werden. Manche können auch Karriere machen. Ein Beispiel hierfür ist die Berliner Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe. Sie war einst Referentin des mittlerweile verstorbenen SPD-Politikers und Agenda-Kritikers Ottmar Schreiner. Später setzte sie dessen Arbeit im Parlament fort. Das galt nicht nur für soziale Fragen. Anders als die Fraktionsmehrheit votierte die 46-jährige Kreuzbergerin zum Beispiel gegen die Fortsetzung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Trotzdem wurde sie nach dem Wahlsieg der Sozialdemokraten im Herbst vergangenen Jahres belohnt. Seit Dezember ist Kiziltepe Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesbauministerin. Nun ist am Wochenende eine weitere Aufgabe für sie hinzugekommen. Kiziltepe wurde zur Bundesvorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) gewählt und löst damit den früheren bayerischen SPD-Bundestagsabgeordneten und ebenfalls Parteilinken Klaus Barthel ab. Die AfA ist in der SPD von großer Bedeutung. Sie wurde vom einstigen Fraktionschef Herbert Wehner 1973 gegründet und steht den Gewerkschaften nahe.

Kiziltepe ist seit Jahren in der IG Metall engagiert. Einst war sie bei Volkswagen in Wolfsburg im Stab des Arbeitsdirektors zuständig für volkswirtschaftliche Analyse. Nun kündigte sie an, dass die AfA einen noch größeren Fokus darauf legen werde, »neue und alte Industrie zusammenzubringen – immer Hand in Hand mit den Gewerkschaften«. Für die SPD bleibt es wichtig, die Industriearbeiter als Wählergruppe an sich zu binden. Dies wird künftig neben ihrer Arbeit im Ministerium eine zentrale Aufgabe von Kiziltepe sein. Dass sie sich in ihren neuen Funktionen noch einmal gegen die Fraktionsmehrheit stellt, wenn im Parlament Bundeswehreinsätze abgesegnet werden, kann aber durchaus bezweifelt werden.

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